Den Frauen als "Überlebenskünstlerinnen" widmet das Kunsthistorische Museum Wien im Vorfeld des Weltfrauentags vier Sonderführungen. "Frauen sind von Krieg und Gewalt besonders hart getroffen", sagt Generaldirektorin Sabine Haag. "Das Thema zieht sich durch all unsere Sammlungen ab der Antike. Frauen sind aber nicht nur Opfer, sondern übernehmen sehr oft mit kluger Strategie die Führung." Auch das solle in den Sonderführungen zugunsten der Hilfsorganisation Care, die in weltweiten Projekten Frauen und Mädchen unterstützt, zum Ausdruck kommen. Die Kooperation anlässlich des Weltfrauentags findet bereits zum dritten Mal statt.
Im Zentrum der Führung durch die Gemäldegalerie stehen diesmal Frauen in ungewöhnlichen Berufen. Die Kunstvermittlerin Andrea Marbach weist die BesucherInnen auf ein Detail in Pieter Bruegels "Der Kampf zwischen Fasten und Karneval" hin: Mitten in dem bunten Treiben geht eine Waffelverkäuferin ihrer Arbeit nach. Sie ist "sehr gut organisiert", habe extra Reisig und einen Tonring mitgebracht, damit ihr die Waffeln auf dem offenen Feuer nicht anbrennen. Sie ist eine gute Verkäuferin, einige Menschen auf dem Bild haben ihr schon Waffeln abgekauft. Die drei Eier, die ebenfalls neben der Waffelverkäuferin zu sehen sind, seien in Relation zum Rest des Bildes zu groß: Sie könnten als Allegorie für Veränderung gelesen werden.
Malerin und Museur
Verändert hat sich laut Marbach auch einiges im Verhältnis zwischen Maler und Muse: Sei in Jan Vermeers "Die Malkunst" aus dem 17. Jahrhundert noch die klassische Beziehung – die Muse Klio, erkennbar an ihren Attributen Lorbeerkranz, Trompete, Buch, und der Maler – abgebildet, hätten zeitgenössische Künstlerinnen wie Maria Lassnig das inzwischen umgedreht. Lassnig zeige auf einem Video sich selbst als Malerin und Vermeer als Modell.
Aber zurück ins 17. Jahrhundert: Auch in einer Jagdszene von Peter Paul Rubens sei die Jagd auf den Eber nur erfolgreich, weil die amazonenhafte Atalante die griechischen Helden unterstütze. Das habe, so Marbach, durchaus einen Bezug zu der damaligen politischen Realität und sei ein Hinweis auf die Bedeutung der Regentin der katholischen spanischen Niederlande, Isabella Clara Eugenia, an deren Hof Rubens Hofmaler war. Diese bemühte sich jahrelang um einen Waffenstillstand mit den nördlichen Provinzen, die in der Hand der calvinistischen Niederländer waren.
Trademark: Witwenschleier
Das führt zum zweiten Thema der Sonderführungen, den Frauen als Friedensstifterinnen: Magdalena Ölzant weist in ihrer Führung durch die Kunstkammer auf die Bedeutung von Margarete von Österreich hin: Diese habe mit Luise von Savoyen den heute weitgehend unbekannten "Damenfrieden von Cambrai" erwirkt. Margarete, mit 24 Jahren bereits zum zweiten Mal Witwe, habe sich bewusst gegen eine weitere Heirat entschieden, um so unabhängig vom Willen eines Gatten leben zu können. Seither habe sie stolz den Witwenschleier getragen, wie auf einem Medaillon in der Kunstkammer zu sehen ist.
Kein Weg führt in dieser Sonderführung natürlich an Maria Theresia und ihrem Fazit am Ende des Siebenjährigen Krieges vorbei: "Lieber ein mittelmäßiger Frieden als ein glorreicher Krieg."
Frauenrolle in der Antike
Auf die Rolle der Frau in der Antike konzentriert sich die Führung durch die Antikensammlung. Weibliche Lebenswege und Berufe im alten Ägypten beleuchtet Melanie Granditsch in der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung: Frauen und Männer teilten sich sowohl die landwirtschaftlichen als auch die handwerklichen Tätigkeiten auf. In der reichen Oberschicht konnten es die Frauen – wie auch heute – weit bringen und wurden, wie Kleopatra, sogar Pharaonin. Aber auch die "Gottesgemahlinnen des Amun", Priesterinnen der Spätzeit, seien sehr mächtig gewesen. Ein prächtiger, mehrteiliger Sarkophag gibt davon Zeugnis. (Tanja Paar, 17.2.2016)