Wer keine guten Noten hat, fliegt raus: Dieses Prinzip gilt an der Sigmund-Freud-Privatuniversität (SFU) in Wien auch für Lehrende. Sie müssen sich laufenden Beurteilungen durch die Studierenden stellen. Abschreckend dürfte das nicht wirken, laut SFU-Rektor Alfred Pritz gibt es reges Interesse von Juristen aus Akademia und Praxis, die ab Herbst am neuen Jus-Bachelorzweig der SFU arbeiten möchten. "Wir können uns vor Anfragen nicht retten", sagt Pritz. Das dürfte auch an den Gehältern liegen, die etwas höher seien als an öffentlichen Unis.

Höher sind auch die Studienkosten. 8.000 Euro pro Semester, also insgesamt 48.000 Euro müssen Studierende zahlen, um ein elitäres Betreuungsverhältnis zu erhalten. Auf jeden Lehrenden kommen hier nur drei Studierende – im Durchschnitt der österreichischen Unis sind es 16,9 Studenten pro Lehrkraft. Pro Studienjahr werden nur 50 Studierende aufgenommen, über die Zulassung entscheiden ein Motivationsschreiben und ein "klärendes Gespräch".

Kein Zugang zu klassischen Jusberufen

Sechs Semester dauert das Studium, das auch berufsbegleitend belegt werden kann. Ob danach ein Masterabschluss an der SFU möglich ist, der ja Voraussetzung wäre, um etwa Anwalt, Richter oder Notar zu werden, ist nicht fix. Er rechne aber damit, in einem Jahr als Anbieter akkreditiert zu sein, sagt Pritz.

Staatsrechtler Bernd-Christian Funk, langjähriger Professor für Staats- und Verwaltungsrecht am Wiener Juridicum, ist nach seiner Emeritierung von der öffentlichen Uni nun interimistischer Dekan des privaten Studiums. Er weiß, dass es an staatlichen Unis angesichts der hohen Studierendenzahl und der damit nicht mithaltenden Finanzierung "schwierig" ist, "qualitativ hochwertig betreuen zu können".

Nicht nur Rechtswissenschaft

Der Bachelor an der SFU unterscheide sich von den insgesamt fünf öffentlich angebotenen Jusstudien – mit Wirtschaftsrecht an der WU Wien sind es sogar sechs – auch in der inhaltlichen Konzeption, sagt Vizerektorin Jutta Fiegl: Die Studierenden würden nicht nur Rechtswissenschaft lernen, sondern auch Kommunikationsstrategien und Persönlichkeitsentwicklung. "Es ist wichtig für künftige Juristen zu erkennen, dass der Weg zum Gericht die ultima ratio sein sollte", meint auch Funk.

Ein verpflichtendes Praktikum und ein hoher Anteil von Praktikern an den Lehrenden sollen für einen weniger theorielastigen Charakter sorgen. Auch ein Quereinstieg weg von anderen Unis sei möglich. "Was anrechenbar ist, wird angerechnet", sagt Pritz, das gelte auch für Auslandsstudien.

Unter den Lehrenden des Jus-Bachelors finden sich mehrere bekannte Namen wie die frühere Richtervereinigungspräsidentin und Leiterin der Wilhelminenberg-Kommission, Barbara Helige, die Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle, der Rechtssoziologe Arno Pilgram und der Rechtsanwalt Leopold Specht. Verträge würden teilweise unbefristet abgeschlossen, Kündigungen seien dennoch möglich.

Was den Andrang an Bewerbern für das Studium betrifft, sagt Pritz: "Wir hoffen, dass sich 50 dafür interessieren. Wenn es mehr sind, freuen wir uns." (Maria Sterkl, 17.2.2016)