Wien – Mit in der vergangenen Woche für Wien hochgerechneten rund 14.000 Neuerkrankungen an Influenza und grippalen Infekten hat die saisonale Grippe einen neuen Höhepunkt erreicht. In der Woche davor waren es in der Bundeshauptstadt rund 12.700 Fälle gewesen.

Im Kurvenverlauf ähnelt die Influenzawelle fast exakt jener in der Saison 2012/2013. Damals wurde der Gipfelpunkt mit rund 17.000 Neuerkrankungen in der achten Kalenderwoche erreicht. Voriges Jahr gab es den Klimax eine Woche früher mit knapp 16.000 Neuerkrankungen in Wien.

"Neben Influenza B-Viren werden weiterhin auch Influenza A(H1N1)pdm09-Viren nachgewiesen", teilte das Diagnostische Influenza Netzwerk Österreich (DINÖ) bereits am Dienstag mit. Zu diesem Zeitpunkt lagen die aktuellen Daten aus Wien noch nicht vor. Einen Hinweis auf einen weiteren Anstieg hatte es am Dienstag bereits aus Graz gegeben. Dort hatte man in der ersten Februarwoche 3.747 Neuerkrankungen hochgerechnet. Vergangene Woche (8. bis 14. Februar) waren es dann 3.915 gewesen.

Deutlich weniger Impfungen

Die Experten des Departments für Virologie der MedUni Wien haben vergangene Woche erneut mehr positive Influenza-Befunde aus den eingesandten Proben erstellen müssen. Am häufigsten waren Influenza B-Befunde. In der dritten Kalenderwoche waren es nur etwa die Hälfte der positiven Befunde der vergangenen Woche gewesen. Ein Problem liegt darin, dass der Impfstoff offenbar nur mangelhaft gegen die Influenza B schützt.

"Auch im übrigen Europa ist die Influenzavirusaktivität weiterhin sehr hoch, hauptsächlich verursacht durch Influenza A(H1N1)pdm09-Viren ("Schweinegrippe"). Einige Länder melden schwere Verlaufsformen von A(H1N1)pdm09-Infektionen vor allem in der Altersgruppe der 15-64-Jährigen", so die Virologen.

Österreich liegt seit Jahren im internationalen Vergleich bei den Influenza-Impfungen auf den hinteren Rängen. 2005/2006 waren 1,137 Millionen Dosen der Vakzine ausgeliefert worden, 2006/2007 insgesamt 1,174 Millionen. In der Saison 2010/2011 wurden 700.000 Dosen ausgeliefert, 2011/2012 waren es 680.000 und 2012/2013 laut der Wiener Sozialmedizinerin Ursula Kunze nur noch 621.000 Dosen. Die Durchimpfungsrate von unter zehn Prozent sei "beschämend und inakzeptabel", so die Experten bei der Publikation ihrer Studienergebnisse.

Expertenstreit um antivirale Medikamente

Eine Impfung wäre den Fachleuten zufolge besser als die nachträgliche Therapie mit antiviralen Arzneimitteln. In der spezifischen antiviralen Behandlung der Influenza per Medikament können seit rund einer Woche die sogenannten Neuraminidasehemmer (z.B. Tamiflu/Oseltamivir) in Österreich auch auf Kassenkosten verschrieben werden.

Bei Anwendung innerhalb von 48 Stunden nach dem Beginn der Symptome reduzieren die Medikament laut Studien die Krankheitsdauer um 17 Stunden, ebenso die Erkrankungsintensität. Allerdings sind die Ergebnisse umstritten bzw. widersprüchlich. In dieser Influenza-Saison sind jedenfalls noch keine gegen die Neuraminidasehemmer resistenten Viren aufgetreten. (APA, 17.2.2016)