Wien – Ist von Ludwig XIV. die Rede, kommt man bald auf seine Verschwendungssucht zu sprechen. Weit weniger bekannt ist eine weitere Eigenart des "Sonnenkönigs", die mit Glanz und Gloria wenig zu tun hat: Wie die Medizingeschichte überliefert, dürfte Eure Majestät ein ziemlicher Stinkebär gewesen sein.

Dauermief

Das hatte nicht unbedingt mit mangelnder Körperhygiene zu tun. Den Dauermief waren Adelsnasen gewohnt, schließlich wusch sich damals keiner. Nein, Herr König stank, weil er nach etlichen Zahnoperationen unter Mundfäule litt.

Die Zähne wurden übrigens mit unglaublicher Brutalität gezogen, der halbe Gaumen ging dabei ab und das Kiefer brach. Ähnlich schlecht beraten war der arme Ludwig beim Thema Darmentleerung. Hier verabreichten ihm Ärzte dermaßen scharfe Abführmittel, dass der König einigermaßen mit seinen Ausscheidungen zu tun gehabt haben dürfte, dazu kam ein unangenehmer Abszess. Nachzulesen ist dies bei dem Religionshistoriker Hans Conrad Zander. Schnitt.

Incendo

Nacht, dunkel, Gewitter. Majestät Louis XIV. träumt. Seine Mutter erscheint und ein schönes Mädchen, das ihm lustvolle Freude schenkt. Vor allem aber sieht er ein Schloss, prächtiger Barock, Spiegelsäle, Marmorstuck, Wandteppiche, Gartenanlagen. Er wacht auf, Gesinde eilt im Bückschritt herbei. Der König ist aufgeregt: "Ich hatte eine Vision. Rufen Sie den Architekten!" So entstand Versailles, so beginnt die Fernsehserie Versailles, ab 23. Februar dienstags auf Sky Atlantic HD.

Opulenz, Zügellosigkeit, lose Sitten sagt man dem Zeitalter nach, wie gemacht für eine Fernsehserie, dürften die Macher David Wolstencroft (The Escape Artist) und Simon Mirren (Without A Trace) gedacht haben, die die Drehbücher schrieben. Regie führten Jalil Lespert (Yves Saint Laurent), Christoph Schrewe und Thomas Vincent.

Foto: Tibo & Anouchka

Jugendliche 28 ist der französische Regent (George Blagden) im Jahr 1667. Seine größten Widersacher sind die Bluthunde des Adels und der neidige Bruder. Neben dem Aushecken von Intrigen kommt es zu zahlreichem Austausch von Körperflüssigkeiten, was offenbar reicht, um im Zeitalter der Serienschwemme etwas zu schaffen, das sich Superlativen bedient: Versailles gibt sich als "die bisher größte je in Europa gedrehte TV-Serie" aus. Das bezieht sich auf die Kosten, nicht auf wahre Größe dieser Koproduktion der britischen BBC mit dem französischen Canal+.

Wanderhure ums Eck

Versailles ist zu sehr darauf erpicht, erfolgreichen Sippenvorbildern wie Tudors, Borgia, Rom zu gleichen. Denen war Authentizität zwar auch höchst wurst, doch ging es um genregerechtes Vergnügen. Eher biegt die die Wanderhure ums Eck, als man sich mit diesen Größen messen könnte.

Was beweist, dass mit 30 Millionen Euro, jeder Menge Blut, Schweiß und Wet-T-Shirt-Ansichten zwar ein Markterfolg, jedoch keine gute Serie kalkuliert werden kann. (Doris Priesching, 18.2.2016)