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Papst Johannes Paul II war nur in eine Frau innig verliebt: die Jungfrau Maria.

Foto: Ansa/epa ansa Capodanno

In seinen unzähligen Briefen an eine polnisch-amerikanische Philosophin bezeichnete Papst Johannes Paul II. die verheiratete Frau als "Geschenk Gottes" – doch ein platonisches und nicht fleischliches, wie der Autor einer BBC-Dokumentation, die die enge Freundschaft zwischen den beiden thematisierte, betonte. Die beiden seien "mehr als Freunde, aber weniger als Liebhaber" gewesen. Auch die polnische Nationalbibliothek, die die Briefe besitzt, wiegelte ab: Die Frau habe zum Freundeskreis des Papstes gehört, die Beziehung sei "weder vertraulich noch ungewöhnlich" gewesen.

Die Liebe – die platonische, aber auch die fleischliche – war für den im Jahr 2005 verstorbenen Karol Wojtyla während seines ganzen Lebens ein zentrales Thema gewesen. Er hatte einerseits eine erzkonservative Sexualmoral vertreten und jeden vor- oder außerehelichen Sex, jede Form von künstlicher Empfängnisverhütung und erst recht jeden Schwangerschaftsabbruch verdammt – andererseits hat er unzählige Oden an die Liebe zwischen Mann und Frau geschrieben und die "gegenseitige Hingabe" unter Eheleuten gepriesen. Dabei wurde seine Sprache nicht selten kühn: In seinem autobiografischen Buch Die Schwelle der Hoffnung überschreiten beschrieb er den ehelichen Sex – etwas verklausuliert – als Weg zur Erlösung: "Als Mann und Frau erlöste er sie."

"Ganz dein"

Karol Wojtyla, der schon als Neunjähriger seine Mutter verloren hatte, entschied sich für die Ehelosigkeit. Er hatte sich zwar in seiner Jugend und auch als Student ein- oder zweimal verliebt, und (platonische) Verliebtheit dürfte auch bei der Freundschaft zu der im Jahr 2014 verstorbenen Philosophin im Spiel gewesen sein. Wojtylas innigste und tiefste Liebe galt jedoch spätestens nach seiner Priesterweihe der Jungfrau Maria. "Totus tuus" lautete das Motto, unter das er sein Pontifikat gestellt hatte: "Ganz dein". (Dominik Straub aus Rom, 17.2.2016)