Ist Sarkozy erledigt? Diese Frage wird in Frankreich heute sehr offen gestellt. Das neue Strafverfahren gegen den Expräsidenten ist nur ein weiterer Rückschlag auf dem Weg zurück in den Élysée-Palast. Sarkozy will unbedingt die Revanche für seine Abwahl 2012. Doch die Aura des rechten Tausendsassas ist verflogen, wirkt er doch nur noch wie eine Kopie seiner selbst.

Sarkozy ist zwar entzaubert, er hat aber noch eine wichtige Trumpfkarte: seine Partei, in der er über einen harten Anhängerkern verfügt. Deren Vertreter kontrollieren die meisten Departements Frankreichs – und sie organisieren im Herbst die Primärwahl. Das ist deshalb so wichtig, weil diese Wahl "offen" ist und damit ebenso vom Kreis der Teilnehmer wie von deren Stimmverhalten abhängt. Gewinnt Sarkozy die Investitur seiner Partei, dann hat er trotz seiner Gerichtshändel die besten Chancen gegen Le Pen zur Rechten oder den unbeliebten Staatschef Hollande zur Linken. Letzterer wird von den Pariser Medien auch schon abgeschrieben – doch auch das muss sich erst weisen. Die Franzosen mögen nichts so wenig wie Vorhersagen, wie sie sich an der Wahlurne verhalten werden.

Es stimmt, Sarkozys Affären lasten so schwer auf ihm wie die Rekordarbeitslosigkeit auf Hollande. Sicher ist aber auch, dass die zwei politischen Frontrunner mit allen Mitteln und bis zum Schluss kämpfen werden. Bis zum bitteren Ende des einen. Oder eher der beiden.(Stefan Brändle, 17.2.2016)