Steffen Hofmann spielt sein 71. Match im Europacup. Seit dem Derby am vergangenen Sonntag (3:0 bei der Austria) ist der Deutsche mit 396 Spielen der Rekordlegionär in der österreichischen Bundesliga.

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Da Steffen Hofmann schon "viele gute Tage hatte", spricht wenig dagegen, "dass zwei weitere folgen". Wobei er im aktuellen Fall eine Steigerung von gut für angebracht hält. "Sehr gute Tage." Rapid ist am Mittwochvormittag nach Valencia geflogen, um am Donnerstag im ebenso ehrwürdigen wie baufälligen Estadio Mestalla zu bestehen. Da es sich um ein K.-o.-Duell in der Europa League handelt, wird zunächst nur die Hälfte abgewickelt. Der andere Teil steigt am 25. Februar im Happel-Stadion. "Das sollte dann der zweite sehr gute Tag werden."

71. Europacup-Spiel

Der 35-jährige Hofmann bestreitet sein 71. Match im Europacup. Die Aufgeregtheit, die Hysterie wurden längst durch Sachlichkeit ersetzt. "Die Anspannung bleibt. Aber es wäre seltsam, würde ich ausflippen." Seine Karriere lang hat Rapids Kapitän über Favoritenrollen gesprochen (eigentlich langweilig), diesmal muss er maximal das Hundertstel einer Sekunde überlegen, damit er sagt: "Seien wir nicht größenwahnsinnig, Valencia ist der Favorit. Die haben großartige Individualisten." Da es sich nicht um einen Betriebsausflug handelt, fügt er hinzu: "Wir sind gut, intakt, haben hochbegabte Spieler. Valencia muss gewinnen, wir wollen es nur. Das kann ein Vorteil sein." Denn Rapid und der Europacup passen zusammen. "Wir steigern uns mit der Größe der Aufgabe."

Dass der österreichische Fußball im Mestalla die eine oder andere Watsche verabreicht bekommen hat, stört Hofmann nicht, schließlich ist er Deutscher. "Es ist mir wurscht." Wobei er weiß, dass 1999 die österreichische Nationalmannschaft gegen die spanische hier 0:9 verloren hat. Das war keine Tachtel, sondern eine Körperverletzung. In der Pause, es stand 0:5, gab Verteidiger Anton Pfeffer ein legendäres Interview. Der Kernsatz lautete: "Hoch werden wir nicht mehr gewinnen." Hofmann: "Lustig, aber diese Gefahr besteht nicht." Die meisten seiner grünweißen Kollegen probierten sich damals im Kindergarten.

Eine Konstante

Der ewige Rapidler (seit 2002 mit sechsmonatiger Unterbrechung im Amt) hält die aktuelle Generation für eine "talentierte. Wir müssten noch effizienter werden." Es war ein Kommen und Gehen, Hofmann war im Verein die Konstante. Er kennt alles, weiß alles. "Fast alles. Ich versuche, den anderen zu helfen. Vaterfigur ist aber ein leichte Übertreibung." Vor ein paar Wochen hat er seinen Spielervertrag um eine weitere Saison verlängert. "Alternativlos, weil ich mich gut und fit fühle. Ich kenne meinen Körper genau."

Das war ein Entwicklungsprozess, der junge Hofmann hatte sich mitunter überschätzt, darauf verzichtet, Verletzungen ausheilen zu lassen. "Der falsche Ehrgeiz wurde irgendwann durch den richtigen ersetzt." Er spricht mit Trainer Zoran Barisic ab, wann gegen wen und wie lange er im Mittelfeld kurbelt, gestaltet, rennt, passt, schießt. Am vergangenen Sonntag hat Hofmann das Derby nach einer Stunde verlassen, Rapid führte 2:0, Endstand: 3:0. Die Sachlichkeit führt dazu, "dass sich der Genuss steigert. Selten davor habe ich ein Spiel gegen die Austria derart gemocht. Denn mir ist klar, dass die Zeit begrenzt ist." Valencia solle im Idealfall "ein doppelter Genuss werden".

Geheimer Plan

Barisic wird wohl Philipp Schobesberger anstelle von Thomas Murg stürmen lassen. "Valencia ist über uns zu stellen", sagt der Trainer und lächelt milde, als er nach dem Plan gefragt wird. "Verrat ich nicht." Man müsse das gesamte Potenzial abrufen, kompakt verteidigen, in der Offensive Nadelstiche setzen.

2600 Rapid-Fans sind dabei, mit neun Fliegern wurden sie nach Valencia gebracht. Hofmann sagt: "Wir werden alles tun, damit sie den Aufenthalt genießen können." Trotz aller Sachlichkeit "ist Fußball Emotion. Auch bei mir. Vor allem an sehr guten Tagen." (Christian Hackl aus Valencia, 17.2.2016)

Valencia – SK Rapid Wien
Estadio Mestalla, Donnerstag, 21.05 Uhr, live Puls 4 und Sky, SR Miroslav Zelinka (CZE)

Mögliche Aufstellungen:

Valencia: Alves – Cancelo, Santos, Vezo, Siqueira – Parejo, Perez – Feghouli, Rodrigo, Tscheryschew – Alcacer

Ersatz: Ryan/Domenech – Barragan, Gaya, Danilo, Gomes, Negredo, Piatti, Mina, Zahibo

Es fehlen: Abdennour (Oberschenkelverletzung), Fuego (Hüftverletzung), Mustafi (gesperrt)

Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl – Petsos, Schwab – Schobesberger, S. Hofmann, F. Kainz – Jelic

Ersatz: Knoflach – Wöber, Grahovac, Nutz, Murg, Prosenik, Tomi, Alar, Kuen

Es fehlen: Novota (Schulterverletzung), Schaub (Knöchelverletzung), Auer, Schrammel, Dibon (alle im Aufbautraining)

Rückspiel am 25. Februar, 19 Uhr im Ernst-Happel-Stadion