Hamburg – Die deutsche Wochenzeitung "Zeit" will "spätestens im Herbst" mit einem Paid-Content-Modell für ihre Onlineausgabe starten. Das berichtet das deutsche Branchenblatt "Horizont". Demnach soll ein Metered Model zum Einsatz kommen, bei dem der User nach einer bestimmten Zahl an kostenfreien Artikeln zur Kassa gebeten wird.
Überlegungen zu einem Paid-Content-Modell gibt es bei der "Zeit" schon länger. "Wir werden 2016 verstärkt über zusätzliche Monetarisierungsmodelle nachdenken, die über die bestehenden Erlöse aus Werbung und digitalem Vertrieb der 'Zeit' hinausgehen", sagte etwa Print-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo im Oktober 2015.
Rainer Esser, Geschäftsführer des "Zeit"-Verlags, war bisher beim Thema Paid Content eher zurückhaltend. "Im Moment planen wir kein Paid-Content-Modell. Der Ausbau des Digitalabos ist für uns jedoch wichtig", gab er noch im Frühjahr 2015 gegenüber "meedia.de" zu Protokoll.
Signal an Leser
Hintergrund für die geplante Paywall dürfte auch das sinkende Onlinegeschäft sein. Nach zuvor zweistelligen Wachstumsraten waren es 2015 nur noch gut fünf Prozent. "Signifikante Vertriebserlöse" erwartet Esser laut "Horizont" aber nicht. Die Bezahlschranke sieht er als Signal. Esser: "Wir möchten unseren Lesern ab jetzt signalisieren, dass auch auf Online ein Journalismus stattfindet, der nicht allein durch Werbung zu finanzieren ist – und der auch Geld wert ist."
Die "Zeit" will auch gegen Adblocker-Nutzer vorgehen und überlegt laut "Horizont" ein Wahlmodell, das User mit Werbeblockern aussperrt.
Pint/Online-Bezahlung
Am Samstag feiert die "Zeit" wie berichtet ihr 70. Jubiläum. In Feierlaune sind aber nicht alle. Wie berichtet kämpfen die Online-Redakteure für bessere Bezahlung und wollen so viel verdienen wie ihre Printkollegen. Bisher würden die Online-Redakteure laut Betriebsrat im Schnitt rund 10.000 Euro im Jahr weniger bekommen, rechnet die "taz" vor.
"Die "Zeit"-Verlagsgruppe gehört zu gleichen Teilen der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und der Dieter von Holtzbrinck Medien GmbH. (red, 18.2.2016)