Aleppo – Mindestens 500 bewaffnete Kämpfer haben nach Angaben von Aktivisten am Mittwoch die türkisch-syrische Grenze überquert, um den Fall der Stadt Azaz in der Provinz Aleppo zu verhindern. Dies teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit. Demnach passierten die Kämpfer, den Angaben zufolge sowohl Rebellen als auch Islamisten, "unter Aufsicht der türkischen Behörden" den Grenzübergang Bab al-Salam.

Bereits am Sonntag hatten laut der Beobachtungsstelle knapp 350 Kämpfer mit schwerem und leichtem Gerät die türkisch-syrische Grenze passiert. Die der syrischen Opposition nahestehende Organisation mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk vor Ort.

Unterstützung durch Russen

In der nördlichen syrischen Provinz Aleppo, lange Zeit eine Hochburg der Rebellen, läuft derzeit eine Offensive der Regierungstruppen mit Unterstützung russischer Luftangriffe. Auch die Kurden rücken dort vor. Die Rebellen halten nun nur noch die Stadt Azaz unweit der Grenze zur Türkei und weiter im Süden Marea.

In den vergangenen Tagen konnten die von den Kurden angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) die Stadt Tall Rifaat nahe der türkischen Grenze einnehmen. Die türkische Armee setzte den Beschuss der kurdischen Stellungen in Syrien fort. Ankara befürchtet ein weiteres Erstarken der Kurden in Syrien und letztlich die Ausrufung eines autonomen Kurdenstaats an der türkischen Grenze.

Israel greift Stellungen syrischer Armee an

Israel hat nach Angaben der Beobachtungstelle für Menschenrechte unterdessen erneut Stellungen der syrischen Armee nahe Damaskus angegriffen. Die Angriffe seien am Mittwochabend im Süden der syrischen Hauptstadt erfolgt.

Die israelische Luftwaffe hat laut Medienberichten bereits mehrfach Angriffe auf Ziele im Grenzgebiet Syriens und des Libanon geflogen, um die Lieferung von hochentwickelten Waffen an die Hisbollah zu unterbinden. Die schiitische Miliz steht dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad nahe. Israel nimmt zu den Berichten über Angriffe in der Regel keine Stellung.

Kanada stellt Luftangriffe ein

Kanada hat seine Beteiligung an den Luftangriffen der US-geführten Allianz gegen den IS in Syrien und im Irak beendet. Die kanadischen Maschinen seien am Sonntag ihre letzten Angriffe auf eine IS-Stellung nahe Falluja im Irak geflogen, teilte das kanadische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.

Ministerpräsident Justin Trudeau hatte am Montag angekündigt, dass die sechs Kampfjets bis zum 22. Februar abgezogen würden. Der im Oktober gewählte Regierungschef erfüllt damit eines seiner Wahlversprechen. Die Luftangriffe, an denen sich Kanada seit dem Herbst 2014 beteiligt hatte, seien gut für "kurzfristige Geländegewinne", aber nicht für "langfristige Stabilität", hatte Trudeau erklärt.

Bisher zählte Kanada zu den Staaten, die sich mit den meisten Kampfjets am Anti-IS-Kampf des Westens beteiligten. Ganz zurückziehen wird sich Kanada unter dem liberalen Ministerpräsidenten Trudeau aber nicht: Die Zahl der Spezialkräfte, die Kurden im Nordirak ausbilden, wird auf 210 verdreifacht. Überdies werden vier kanadische Hubschrauber im Irak stationiert. Ein Luftbetankungsflugzeug und zwei Aufklärungsflugzeuge werden weiterhin für die Koalition im Einsatz sein. (APA, 18.2.2016)