In Tirol sollen künftig alle Asylwerber die Möglichkeit haben, Deutschkurse zu besuchen. "Vorgesehen ist das eigentlich nur für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, wir haben das Angebot nun aber ausgeweitet, da Sprache der Schlüssel zur Integration ist", erklärte die zuständige Landesrätin Christine Baur (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Die Kurse werden direkt in den Flüchtlingsunterkünften angeboten, momentan stehen dafür 32 Lehrpersonen an 40 Standorten zur Verfügung. "Es unterrichten nur Lehrerinnen, die sich explizit ausgesucht haben, mit Flüchtlingen arbeiten zu wollen", sagt Sabine Kroneder, die Leiterin des Projekts.

Großer Andrang

Derzeit leben in Tirol rund 6.300 Asylwerber. Zumindest 5.000 von ihnen könne man ab sofort mit dem Angebot erreichen, die Teilnahme ist aber freiwillig. "Wir haben bis jetzt von Sanktionsmaßnahmen abgesehen. Unser Weg ist es, den Menschen klarzumachen, wie wichtig der Spracherwerb ist", sagt Baur.

"An Standorten, wo bloß wenige Leute mit unterschiedlichen Sprachniveaus untergebracht sind, ist es noch etwas schwierig", erläutert Kroneder. Man arbeite aber daran, das jeder interessierte Asylwerber einen Kursplatz bekomme. "70 bis 80 Prozent der Flüchtlinge nehmen das Angebot an. Der Andrang ist groß."

Ehrenamtliche Helfer einbinden

Das Land Tirol investiert in das Projekt 1,4 Millionen Euro. "Diese Summe ist beschlossen, es kann aber natürlich sein, dass man da noch mehr Geld brauchen wird", sagt Baur. Ziel sei es, in Zukunft ergänzend auch ehrenamtliche Helfer einzubinden. Im Unterricht werde vor allem behandelt, was Asylwerber "für ihren konkreten Alltag fit" mache: einkaufen, zum Arzt gehen, Formulare lesen und ausfüllen.

"Natürlich haben alle solchen Maßnahmen ein wenig mit Learning by Doing zu tun", sagt Baur. "Wir können in Österreich ja nicht unbedingt sagen, wir hätten 60 Jahre erfolgreiche Integrationsgeschichte hinter uns." Sie sei aber überzeugt: Jede Maßnahme, die frühe Integration fördere, helfe "im Endeffekt der ganzen Bevölkerung". (Katharina Mittelstaedt, 18.2.2016)