Wien – Freunde unter sich: "Wir kennen uns ja schon weit mehr als 60 Jahre", verriet Bundespräsident Heinz Fischer dem Publikum des Klangforum-Konzerts in seiner warmherzigen Ansprache. In seiner Zeit als Gymnasiast in Hietzing wäre da plötzlich ein "nigelnagelneuer Musikprofessor" in der Klasse gestanden. Erraten: Friedrich Cerha. Dieser wiederum eröffnete seine Dankesrede mit der Frage: "Nun, was sagen Sie zu meinem Schüler?", um dem Staatsoberhaupt dann für seine "umsichtige und humane Amtsführung" zu danken.
Das Thema Lehrer/Schüler bestimmte auch das Programm des Klangforum-Geburtstagskonzerts für Friedrich Cerha: Neben zwei Werken des Gefeierten waren auch je ein Werk eines Schülers und eines Enkelschülers von Cerha zu hören, von Georg Friedrich Haas und von Michael Pelzel.
Pelzels 2014 uraufgeführtes Sculture di suono basiert auf einem Tondokument von Giacinto Scelsi und möchte auch dessen Klangcharakter imitieren. Man hörte nicht allzu aparte Klangflächen, die sich langsam verformten, eine zunehmende innere Dynamik führte zu einem hohen Wellengang der Emotionen. Viel Drama und Spezialeffekte in ... wie stille brannte das Licht, dem Zyklus für Sopran und Kammerorchester von Georg Friedrich Haas. Die Gesangsstimme (fulminant: Sarah Wegener) agierte mal instrumental, mal solistisch; Gedichte von Georg Trakl bis Else Lasker-Schüler beleuchtete Haas in expressionistischer Weise.
Bewundernswert dann die hohe Prägnanz von Cerhas Mouvements I-III von 1959: die filigranen interstellaren Spieldosenklänge (I), die hupenartigen Attacken der Blechbläser (II), die bedrohlichen Ballungen von Schwärze (III). Sein Bruchstück, geträumt (2009), ein stilistisch freies, sinnliches Nocturne, wurde vom famosen Klangforum Wien unter der Leitung Peter Rundels recht gegenständlich vorgetragen. Jubel für den 90-jährigen Jubilar. (end, 19.2.2016)