Ein Anschlag hat gefehlt, ein Beweis, dass die syrische Kurdenpartei PYD, die Ankara seit Monaten immer lautstarker als Terrororganisation bezeichnet, auch tatsächlich einen Terrorakt verübt. Die USA glauben das bisher nicht. Nun hat die türkische Führung einen Anschlag, für den sie die syrischen Kurden verantwortlich macht: mitten im Regierungsviertel von Ankara und – kein unwichtiges Detail – gegen die Armee.

Terroranschläge markieren politische Zäsuren in der Türkei von Staatspräsident Tayyip Erdogan. Auf den Bombenanschlag gegen junge kurdische Aktivisten in der türkischen Grenzstadt Suruç im Sommer 2015 folgte die Kriegserklärung an die PKK, die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans; nach dem Anschlag vor dem Hauptbahnhof von Ankara im Oktober vergangenen Jahres, dem schlimmsten in der Geschichte der türkischen Republik, kam der große Wahlsieg von Erdogans konservativ-islamischer Partei.

Der neue Anschlag nun könnte den vollen Eintritt der Türkei in den syrischen Krieg bedeuten. Präsident und Regierung arbeiteten darauf hin. Dass Soldaten Opfer des Anschlags wurden, nimmt der Armeeführung Argumente. Bisher schien sie weit zögerlicher als die türkischen Regierungspolitiker, das Land in den syrischen Sumpf zu führen. Jetzt aber geht es um die Verteidigung, denn schließlich wurde die Armee doch gezielt von der PYD angegriffen. So stellen es Premier und Präsident in der Türkei dar. (Markus Bernath, 18.2.2016)