Gymnadenia odoratissima mit einem ihrer zahlreichen Bestäuber.

Foto: Gross et al.

Zürich – Blütenpflanzen im Flachland duften stärker als in den Bergen. Das haben Schweizer Wissenschafter anhand der Wohlriechenden Händelwurz (Gymnadenia odoratissima), einer unter anderem in den Alpen vorkommenden Orchideenart, herausgefunden. In ihrer Studie in "Plos One" dokumentieren die Biologen erstmals regionale Unterschiede im Selektionsdruck auf Blütenduft.

Dass Blütenpflanzen regional unterschiedlich aussehen können, um sich etwa auf die Präferenzen ihrer Bestäuber abzustimmen, ist längst bekannt. Ob diese Vorlieben auch regionale Duftunterschiede bestimmen, war bisher wenig untersucht worden. Forscher um den aus Österreich stammenden Biologen Florian Schiestl von der Universität Zürich haben nun entdeckt, dass ein stärkerer Duft Blütenpflanzen im Flachland einen Vorteil verschafft, in den Bergen jedoch nicht.

Unterschiedliche Präferenzen

Die Biologen untersuchten für die Studie über zwei Jahre hinweg Blütengröße und -farbe sowie Duftmoleküle bei über 1.000 Individuen der Wohlriechenden Händelwurz aus der Familie der Orchideengewächse. Außerdem untersuchten sie, welche Bestäuber im Flachland und welche in höheren Lagen die Blüten besuchten.

Dabei konnten sie die Beobachtung aus einer früheren Studie bestätigen, dass die Individuen der gleichen Art im Tiefland stärker dufteten als in den Bergen. Zudem fanden sie den möglichen Grund dafür: Die Bestäuber in tieferen Lagen zogen Blüten mit stärkerem Duft vor, die in den Bergen hatten jedoch keine solche Präferenz. Bei Blütengröße und Farbe fanden die Wissenschafter hingegen keine unterschiedlichen Vorlieben der Bestäuber in den verschiedenen Höhenagen.

200 Bestäuberarten

Die Studie nennt fast 200 Spezies, die die Händelwurz-Blüten bestäuben, darunter Schmetterlinge, Motten, Fliegen und Käfer. Die Artenzusammensetzung unterschied sich dabei zwischen den Pflanzen im Flachland und jenen in den Bergen deutlich. Die Vermutung liegt also nahe, dass unterschiedliche Arten mit verschiedenen Duft-Vorlieben r einen regionalen Selektionsdruck auf Blütenduftstoffe ausüben. Diese Theorie wollen die Forscher nun in weiteren Studien überprüfen.

"Wir konnten erstmals zeigen, dass Bestäubung ein Faktor beim Selektionsdruck für geografische Duftunterschiede ist", erklärte Karin Gross, Erstautorin der Studie. Es lasse sich allerdings noch nicht ausschließen, dass es auch andere Ursachen für Duftunterschiede innerhalb der gleichen Art gibt. (APA, red, 21.2.2016)