Wien will den Leerstand künftig managen.

Foto: Maria von Usslar

Wien – Bevor die neue Wiener Leerstandsagentur Kreative Räume im Mai ihre Arbeit aufnehmen kann, gilt es noch, offene Punkte zu klären. So ist etwa der Vertrag zwischen der Stadt und den Ausschreibungssiegern – das Kunstkollektiv "Soho in Ottakring" sowie das Designbüro Kohlmayr/Lutter/Knapp – noch nicht unterzeichnet. Das könne erst nach dem Beschluss im Gemeinderat passieren – also nicht vor nächster Woche – heißt es aus dem Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ).

Bis dahin wolle man unter anderem die Verantwortlichkeiten klären, sagte Soho-Koordinatorin Ula Schneider zum STANDARD. Die Serviceagentur, mit 450.000 Euro auf drei Jahre budgetiert, soll von einer "Steuerungsgruppe", also Vertretern der drei Ressorts Kultur, Stadtplanung und Finanzen, begleitet und evaluiert werden.

Freie Hand?

Wird den neuen Betreibern freie Hand gelassen? Die Steuerungsgruppe sei als "Schnittstelle zur Stadt konzipiert", um "sich strategisch abzustimmen und Doppelgleisigkeiten zu vermeiden", heißt es seitens der Stadt. Die Aufgabe von "Kreative Räume" sei, zu beraten, zu vernetzen und die Öffentlichkeit für das Thema Leerstand zu sensibilisieren.

Laut Ula Schneider gehen die Betreiber in rund 14 Tagen mit ihrem Programm an die Öffentlichkeit. Bis dahin sollen unter anderem eine Website sowie ein Büro – eine Zwischennutzung – eingerichtet werden.

Die Aufgabe der Servicestelle werde vor allem darin bestehen, Vertrauen aufzubauen, damit sich die Immobilien-Branche für das Thema Zwischennutzung öffnet. Als "offizielle Stelle" werde man eine "ganz andere Gesprächsbasis" haben, so Schneider mit Blick auf ihre Erfahrungen als Teil der Wiener Kreativszene.

Noch keine Gespräche

Angedacht seien Arbeitspakete: Eines werde sich etwa mit der Belebung ganzer Stadtviertel beschäftigen, eines mit Nachnutzungskonzepten. Außerdem seien Kooperationen geplant – etwa mit der seit 2015 bestehenden, privaten Leerstandsagentur Nest. Gespräche führe man aber noch nicht, dafür sei es "zu früh": Wir müssen uns noch strukturieren", sagte Koordinatorin Schneider. Beim Ausschreibungsverfahren sei in ihren Augen "alles richtig abgelaufen".

Ein Naheverhältnis hatte für Kritik gesorgt: Der Gatte eines der Jurymitglieder war jahrelang kaufmännischer Soho-Leiter. Er trat im August 2015 zurück, vor Beginn der zweiten Ausschreibungsstufe, in der es um inhaltliche Konzepte ging. Aus dem Büro Mailath-Pokorny heißt es, man "sehe keine Kollision". Die Jury habe einstimmig entschieden. (Christa Minkin, 19.2.2016)