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Adeliepinguine in der Antarktis.

Foto: AP Photo/Natacha Pisarenko

Heidelberg – Es war eine Geschichte, die in den vergangenen Tagen etliche Zeitungsleser und Radiohörer traurig machte: Wegen eines gestrandeten Eisbergs seien in der Antarktis in den vergangenen zwei Jahren 150.000 Adeliepinguine gestorben, hieß es da. Der Koloss habe ihnen den Weg zum Meer versperrt und sie seien deshalb verhungert.

Die Meldung basierte auf einer wissenschaftlichen Studie im Fachblatt "Antarctic Science" und fand in der dramatisierten Version auch Eingang in Qualitätsmedien wie den "Guardian" und die "Süddeutsche Zeitung". Und Ö1 fand selbst noch in den Kurznachrichten Platz für das vermeintliche Massensterben, das wohl nicht nur alle Freunde von "Happy Feet" unhappy gemacht hat.

Doch die Meldungen waren übertrieben und basierten auf einigen Fehlschlüssen, wie Kerry-Jayne Wilson auf Nachfrage des Populärwissenschaftsmagazins "Spektrum der Wissenschaft" bestätigt. Zwar war der berühmte Nistplatz am Cape Denison, an dem zuletzt 150.000 Adeliepinguine (Pygoscelis adeliae) gebrütet hatten, tatsächlich verwaist, und die Forscher hatten hunderte gefrorene Eier und zahlreiche gefriergetrocknete Küken gefunden, was zugegeben keine gute Nachricht ist.

Erwachsene Pinguine haben wohl überlebt

Wie die Polarforscherin Wilson gegenüber "Spektrum der Wissenschaft" klarstellt, wäre der Schluss aber völlig falsch, dass auch die 150.000 erwachsenen Tiere aufgrund des Eisbergs B09B alle verhungert und verendet seien. "Es kehrten nur sehr viel weniger Vögel zu ihrem Brutplatz zurück. Und jene, die es taten, konnten nicht erfolgreich brüten." Denn durch den Eisberg hatte sich der Weg zwischen Meer und Brutplatz sehr verlängert.

Die Forscherin geht davon aus, dass sie den Sommer im Meer vor dem Eis am Cape Denison verbringen und auf günstigere Zeiten warten. Die Vögel könnten aber auch den Standort gewechselt haben. Ornithologen hatten lange vermutet, dass Pinguine konsequent einem Brutplatz treu bleiben würden. Doch mittlerweile haben sowohl Untersuchungen bei Kaiserpinguinen wie auch bei Adeliepinguinen gezeigt, dass die Tiere relativ rasch neue Kolonien gründen können. (tasch, 18.2.2016)