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"Mr. Francis, tear down this wall!"? Laut Trumps Wahlkampfberater Dan Scavino ist der Vatikan zu hundert Prozent von Mauern umgeben.

Foto: AP/Tarantino

Vatikanstadt/Washington – Nach einem verbalen Angriff auf Papst Franziskus hat US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump wieder versöhnliche Töne angeschlagen. Bei einer Wahlkampfveranstaltung sagte Trump, der Papst sei "ein wunderbarer Mann", vor dem er "großen Respekt" habe. Er deutete zugleich an, dass seine vorherige Äußerung missverstanden worden sei. Franziskus leiste "sehr gute Arbeit" und habe "viel Energie", lobte Trump. Er gehe davon aus, dass das römisch- katholische Kirchenoberhaupt über die Lage an der mexikanischen Grenze falsch informiert gewesen sei.

Zuvor hatte der Papst Trump eine unchristliche Haltung gegenüber Einwanderern aus Mexiko vorgeworfen. "Jemand, der Mauern statt Brücken bauen will, ist kein Christ", sagte das Kirchenoberhaupt am Donnerstag während der Rückreise von seinem Mexiko-Besuch. Trump nannte die Äußerungen zunächst "schändlich", machte später aber eine Kehrtwende.

Grenzmauer

Der Papst bezog sich mit seiner Äußerung auf die Ankündigung Trumps, im Fall eines Wahlsiegs als US-Präsident eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu errichten, um die Einwanderung in die USA einzudämmen. Franziskus betonte, er wolle sich nicht in den US-Wahlkampf einmischen oder eine Wahlempfehlung für oder gegen Trump abgeben. "Ich sage nur: Wenn er solche Dinge sagt, dann ist dieser Mann kein Christ."

Trump reagierte umgehend: "Es ist schändlich von einem religiösen Führer, den Glauben eines Menschen infrage zu stellen", erklärte Trump. "Ich bin stolz, ein Christ zu sein, und als Präsident werde ich nicht erlauben, dass das Christentum ständig angegriffen und geschwächt wird." Er hatte den Papst bereits zuvor kritisiert und ihm vorgeworfen, die Grenze zu den USA nur auf Drängen der mexikanischen Regierung zu besuchen.

Trumps Wahlkämpfer Dan Scavino postete auf Twitter, dass der Vatikan selbst zu hundert Prozent von Mauern umgeben sei, was eine weitere Debatte über die Grenzbefestigung des Vatikanstaats in den sozialen Medien auslöste.

Der Papst war am Mittwoch zum Abschluss seines Besuchs in Mexiko an die Grenze zu den USA gereist und hatte Solidarität mit Flüchtlingen verlangt. "Wir dürfen die Augen nicht vor der humanitären Krise verschließen, die sich in den vergangenen Jahren in der Auswanderung tausender Menschen gezeigt hat", sagte der 79-Jährige bei einer Messe in der Grenzstadt Ciudad Juarez. Die weltweit "erzwungene Migration" sei eine "menschliche Tragödie".

In einer symbolischen Geste bestieg er eine Rampe am Rio Grande und schaute über die Grenze in die USA, wo Hunderte Migranten ihm zuwinkten. Trump warf der mexikanischen Regierung vor, dem Papst nur "eine Seite der Geschichte" gezeigt zu haben. "Er hat nicht die Kriminalität, den Drogenhandel und die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen gesehen, welche die aktuelle Politik auf die USA hat", führte er aus.

Trump ging auch auf die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) ein, die mit Angriffen auf den Vatikan gedroht hatte. "Wenn der Vatikan vom IS angegriffen wird, was, wie jeder weiß, die ultimative Trophäe für den IS ist, verspreche ich euch, dass der Papst gewünscht und gebetet hätte, dass Donald Trump Präsident gewesen wäre, weil dies nicht geschehen wäre", gab Trump zu Protokoll. (APA, 19.2.2016)