Kofi Annan bei der Münchner Sicherheitskonferenz vergangenes Wochenende.

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Berlin – Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan befürwortet eine weitgehende Legalisierung aller Drogen. "Ich glaube, dass Drogen viele Menschenleben zerstört haben – aber falsche Maßnahmen seitens der Regierungen haben noch viel mehr Elend angerichtet", schreibt er in einem Gastbeitrag für das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Der Krieg gegen illegalisierte Rauschmittel habe kaum Erfolge gebracht und sich inzwischen längst zum "Krieg gegen Menschen" weiterentwickelt, so Annan. Daher sei jetzt radikales Umdenken nötig. "Wir müssen akzeptieren, dass eine drogenfreie Welt eine Illusion ist."

Nachfrage nicht verringert

Nach Ansicht des ghanaischen Diplomaten, der den Posten des UN-Generalsekretärs von 1997 bis 2006 bekleidete, müssen privater Drogenkonsum "dringend entkriminalisiert" und ein möglichst sicherer Zugang zu Drogen gesetzlich geregelt werden. Statt auf Verbote und Strafverfolgung sollten die Staaten besser auf Aufklärung und Therapieangebote setzen. Die Drogenpolitik der vergangenen 50 Jahre habe die Nachfrage nicht verringert, wohl aber "einen internationalen kriminellen Markt geschaffen, der Gewalt, Korruption und Instabilität" erzeuge.

Der Kampf gegen die von der Prohibition profitierenden Drogenkartelle forderte in den vergangenen Jahren vor allem in Lateinamerika zehntausende Todesopfer. Alleine in Mexiko soll laut einer Studie der Universität von San Diego ein Drittel bis die Hälfte aller Opfer vorsätzlicher Tötungsdelikte in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Krieg gegen Drogen stehen. (dpa, red, 19.2.2016)