Papst Franziskus sorgte am Ende seiner Mexiko-Reise mit Kritik an Donald Trumps Mauerbau-Phantasie für große Aufregung.

Foto: AFP PHOTO / GABRIEL BOUYS

Das Luftbild zeigt Rom: Kirchen, Kapellen; Gärten: Eine Mauer, die der Bildbearbeiter grell herausgestellt hat. Donald Trumps Kampagnenstab hat die Aufnahme via Twitter verbreitet und mit einer sarkastischen Zeile versehen. "Erstaunliche Kommentare des Papstes, wenn man bedenkt, dass die Vatikanstadt zu 100 Prozent von massiven Mauern umgeben ist."

Am Samstag entscheiden die Republikaner South Carolinas darüber, wen sie als Kandidaten ihrer Partei ins Rennen ums Weiße Haus schicken wollen. Einmal mehr ist es Trump, der seine Konkurrenten aus den Schlagzeilen verdrängt; einmal mehr ist er in eine Kontroverse verwickelt, die ihm am Ende eher nützen als schaden könnte – schon weil sie seinen Anhängern das Gefühl vermittelt, dass er keinem Streit aus dem Weg geht, wenn er für das zentrale Projekt seiner ansonsten so schwammigen Agenda trommelt: den Bau einer Mauer zu Mexiko. Und dass er vor keiner Autorität zurückschreckt, nicht einmal vor dem Papst.

"Wir wählen mit dem Mittelfinger!", twittert ein Fan aus South Carolina und macht deutlich, dass Wähler, die den Glauben an traditionelle Institutionen verloren haben, eine gewisse Respektlosigkeit durchaus zu schätzen wissen.

Nach den Worten von Oran Smith, des Sprechers der religiösen Stiftung Palmetto Family Council, dürfte die Standpauke des Pontifex viele Südstaatler nur dazu bringen, die Planwagen der Wagenburg um Trump noch ein wenig enger zu stellen.

"Das ist nicht christlich"

Es begann damit, dass Papst Franziskus auf der Rückreise aus Mexiko eine Reporterfrage nach den Plänen des Milliardärs beantwortete, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen: "Eine Person, die nur daran denkt, Mauern zu bauen, wo immer diese stehen mögen, und nicht ans Brückenbauen denkt, ist nicht christlich." Worauf Trump tat, was er immer tut, wenn ihn jemand kritisiert: Er keilte zurück. Dass ein religiöser Führer den Glauben eines anderen Menschen infrage stelle, sei infam, wetterte er. Sollte der Vatikan dereinst vom "Islamischen Staat" attackiert werden, werde der Papst sich noch wünschen, dass Donald Trump US-Präsident gewesen wäre. Der hätte den IS nämlich ausgelöscht – anders als die Politiker, die nur redeten und nicht handelten. Später schob er den Medien die Schuld in die Schuhe. Die hätten Franziskus' Worte stark verkürzt wiedergegeben.

Trump und die Mauer, es ist das Thema, mit dem der New Yorker seine Kontrahenten vor sich hertreibt, seit er im Juni seine Kandidatur bekannt gab. Anders, suggeriert er, lasse sich die illegale Einwanderung aus dem Süden nicht stoppen. Mexiko, behauptet er, müsse die Baukosten tragen.

So unsinnig das ist, bisher hat er Erfolg mit seinen Sprüchen: Auch viele Konkurrenten schlagen inzwischen deutlich härtere Töne an. Marco Rubio gehörte noch 2013 zu einer Gruppe von Senatoren, die an einer Reform des Einwanderungsrechts bastelte, um elf Millionen Illegale aus der rechtlichen Grauzone zu holen. Heute betont er, an eine solche Novelle sei erst dann zu denken, wenn sich niemand mehr ohne gültige Papiere ins Land schmuggeln lasse. Und Jeb Bush sagt bereits: "Ich unterstützte Mauern und Zäune, wo es angemessen ist".

Trumps Höhenflug

Es hat also nicht den Anschein, als würde die päpstliche Gardinenpredigt den Höhenflug des Populisten Trump stoppen. Zumindest nicht in South Carolina, zumal sich die republikanischen Wähler dort nur zu 13 Prozent zum katholischen Glauben bekennen, während 65 Prozent evangelikale Christen sind. Gewinnt der Immobilienmagnat den "Palmetto State", wird ihn wahrscheinlich auch in Nevada, auf der nächsten Vorwahletappe, nichts aufhalten können. (Frank Herrmann aus Washington, 20.2.2016)