Belgrad– Bei einem US-Luftangriff auf ein mutmaßliches Lager der Extremistenmiliz IS in Libyen sind zwei Serben ums Leben gekommen. Regierungschef Aleksandar Vucic sagte am Samstag, es handle sich um zwei seit November entführte Botschaftsmitarbeiter. Serbien habe mit den Entführern verhandelt und sei kurz davor gewesen, ihre Freilassung zu erwirken.

Die USA haben nach eigenen Angaben bisher keinen Hinweis darauf, dass die serbischen Diplomaten bei US-Luftangriffen in Libyen getötet worden sind. Sie würden aber alle Informationen mit der serbischen Regierung teilen, sagte Pentagon-Sprecher Peter Cook am Samstag weiter.

Die US-Streitkräfte hatten das Lager in der westlibyschen Stadt Sabratha am Freitag mit F15E-Kampfflugzeugen angegriffen. Dabei kamen nach Angaben des Bürgermeisters 49 Menschen ums Leben. Darunter ist wahrscheinlich auch ein Extremist, der für zwei Anschläge im vergangenen Jahr im benachbarten Tunesien verantwortlich gemacht wird. Auch die beiden Serben waren in der Nähe von Sabratha entführt worden.

Sein Land werde eine Protestnote an die US-Regierung schicken, weil Serbien vor dem Angriff nicht gewarnt worden sei, sagte Außenminister Ivica Dacic. Vertreter der US-Regierung hatten erklärt, die libyschen Behörden vorher über den Einsatz informiert zu haben. Nach dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi vor gut vier Jahren ist Libyen im Chaos versunken. So gibt es zwei rivalisierende Regierungen. In dem Machtvakuum versucht der IS, wie in Syrien oder im Irak Fuß zu fassen.

Sabrata liegt nahe der Grenze zu Tunesien. Bei einem IS-Anschlag nahe dem tunesischen Urlaubsort Sousse im vergangenen Juli wurden 38 Touristen getötet. Im März waren bei einem IS-Anschlag auf das Nationalmuseum in der Hauptstadt Tunis 21 Touristen und ein Polizist getötet worden. Chouchane soll für den Anschlag auf das Nationalmuseum mitverantwortlich sein.

Libyen wird seit dem vom Westen unterstützen Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 von zahlreichen konkurrierenden Milizen beherrscht. Sie ringen neben zwei rivalisierenden Regierungen und Parlamenten in Tobruk und in Tripolis um die Macht. Die IS-Jihadisten nutzen die Lage aus, um sich im Land auszubreiten. (red, Reuters, APA, 20.2.2016)