Soldaten am Ufer des Munak-Kanals.

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Trinkwasser aus dem Tanker.

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In Bahadurgarh haben Demonstranten einen Toilettenwagen umgeworfen

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Delhi – Zehn Millionen Inder in Neu-Delhi sind wegen andauernder Proteste von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Die Demonstranten, die der Jat-Kaste angehören, haben den Munak-Kanal lahmgelegt, der die Hauptstadt versorgt.

Am Montag gelang es der indischen Armee, den Kanal im Norden des Landes einzunehmen und die Schleusen zu öffnen.

Arvind Kejriwal ist Chief Minister (Regierungschef) des Unionsterritoriums Delhi

Es wird aber noch mindestens bis Dienstag dauern, bis wieder Wasser in die Stadt fließt.

Frachtzug angezündet

Am Montag zündeten Demonstranten einen Frachtzug und mehrere Busse an. Bei den Protesten sind in den vergangenen vier Tagen 19 Menschen ums Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt.

In Neu-Delhi blieben am Montag zahlreiche Schulen geschlossen, die Stadtverwaltung setzte 700 Tanklastwagen ein, um eine Notversorgung aufrechtzuerhalten. Die Tanker können aber die Versorgung durch den Kanal nicht ersetzen, sagte Kashav Chandra, der Vorsitzende der Stadtwerke, der BBC.

Jat fordern Posten

Die Jat, die ein Viertel der Bevölkerung des nordindischen Bundesstaates Haryana stellen, verlangen, dass ihre Kaste als benachteiligt eingestuft wird, wodurch sie bei der Vergabe staatlicher Stellen bevorzugt behandelt würden. Traditionell sind die Jat relativ reich, durch Erbteilung werden die Felder, die sie bewirtschaften, immer kleiner.

Außerdem hat es in den vergangenen beiden Jahren wenig geregnet, wodurch viele Bauern mit den Einnahmen aus der Landwirtschaft kein Auskommen mehr finden und andere Berufe annehmen wollen.

Seit Jahren versuchen indische Politiker, benachteiligte Kasten (sogenannte "backward classes") gezielt zu fördern. Derzeit umfasst die Liste über 2000 Gruppen, etwa die Hälfte der Beamtenposten und Studienplätze sind für sie reserviert.

Straßenblockaden

.Die indische Regierung entsandte tausende Soldaten nach Haryana, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Obwohl bei Verhandlungen zwischen Kastenvertretern und der Regierung am Sonntag Quotenregelungen für staatliche Stellen zugesagt wurden, weigern sich die Demonstranten, Straßenblockaden zu räumen. Die Gespräche sollen am Montagabend weitergehen.

Durch die Proteste konnten 850 Eisenbahnzüge nicht fahren, 500 Fabriken blieben geschlossen. Der wirtschaftliche Schaden wurde am Montag auf 2,6 Millionen Euro geschätzt.

Autofabriken geschlossen

Der größte Autohersteller des Landes, Maruti Suzuki India, stellte am Samstag die Produktion in zwei Werken in der Region ein, weil wegen der Unruhen manche Bauteile nicht geliefert werden konnten. Normalerweise produzieren die beiden Werke 5000 Autos am Tag.

Viele Jats haben bei der Wahl 2014 Premierminister Modis BJP-Partei gewählt, sind nun aber enttäuscht, weil sich die Partei nicht für ihre Anliegen einsetzte und sich stattdessen um Angelegenheiten wie verbesserten Schutz für Indiens Kühe kümmerte.

Modi sieht Verschwörung

Der Premierminister sprach am Sonntag von einer Verschwörung gegen ihn: "Manche Leute halten es nicht aus, dass ich Regierungschef bin. Sie vertragen es nicht, dass ein Teehändler Premier ist, sie brüten jeden Tag neue Verschwörungen aus und versuchen, mich zu verleumden", sagte er bei einer Ansprache vor Bauern in der ostindischen Provinz Odisha.

Der Premier hebt gern hervor, dass sein Vater ein "Chaiwallah" war, also als Teehändler einer niedrigen sozialen Schicht entstammt. (red, 22.2.2016)