Industriebetriebe und Dienstleister berichten von schwächelndem Wachstum.

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Berlin – Der wirtschaftliche Aufschwung in der Eurozone verliert an Kraft. Die Geschäfte wuchsen zuletzt so schwach wie seit über einem Jahr nicht mehr, wie das Markit-Institut am Montag auf Basis einer Umfrage von 5.000 Industriebetrieben und Dienstleistern mitteilte. Der Einkaufsmanager-Index, der die Industrie und Dienstleister kombiniert, fiel unerwartet deutlich um 0,9 auf 52,7 Punkte. Werte oberhalb von 50 Zählern signalisieren Wachstum. "Frankreich tritt auf der Stelle, Deutschlands Wirtschaft leidet unter der schwachen weltweiten Nachfrage nach Industrieerzeugnissen", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Und die übrigen Länder der Eurozone verzeichnen aktuell das niedrigste Wachstum seit Anfang letzten Jahres."

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte sich angesichts dieses Trends darin bestärkt fühlen, ihre Geldpolitik im März weiter zu lockern. "Vor allem die Industrie scheint durch eine schwächere globale Nachfrage stärker getroffen als bislang unterstellt", sagte BayernLB-Ökonom Johannes Mayr. "Die Probleme in den Schwellenländern scheinen nun auch die Konjunktur in den Industrieländern zu bremsen", sagte auch Commerzbank-Analyst Christoph Weil. Das mache das von der EZB für 2016 vorhergesagte Wachstum der Eurozone von 1,7 Prozent unwahrscheinlicher.

Das Markit-Institut sieht zudem eine erhöhte Gefahr von auf breiter Front fallenden Preisen. "Vor dem Hintergrund der Nachfrageflaute hat sich der Preiskampf überall verschärft, was die deflationären Gefahren verstärkt hat", so Williamson. Auch dadurch steige die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB ihre Geldpolitik weiter lockere, um die Nachfrage wieder anzuschieben. Möglich ist etwa, dass die Währungshüter ihren Strafzins für Banken erhöhen: Diese müssten dann für Geld, das sie bei der EZB parken, noch mehr Gebühren zahlen. Dies soll sie dazu verleiten, mehr Kredite zu vergeben, was wiederum Konjunktur und Inflation ankurbeln würde. (Reuters, 22.2.2016)