Widerspenstig: Roger Schmidt.

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Frankfurt/Main – Nach dem Eklat um Bayer Leverkusens Trainer Roger Schmidt im Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund (0:1) am Sonntag hat der deutsche Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel Referee Felix Zwayer Rückendeckung gegeben.

"Zwayer hat in der Situation nach dem Dortmunder Treffer regeltechnisch richtig entschieden. Wenn sich ein Spieler oder eben der Trainer nach einem Platzverweis weigert, den Innenraum zu verlassen, ist die Spielunterbrechung und die Androhung eines Abbruchs die richtige Entscheidung", wurde Fandel in einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zitiert.

Erklärung ist nicht zu erzwingen

Bayer-Trainer Schmidt hatte nach dem 0:1 durch Pierre-Emerick Aubameyang (64.) eine irreguläre Ausführung des vorangegangenen Freistoßes beklagt und sich trotz Anweisung Zwayers geweigert, den Innenraum zu verlassen. Zwayer ging daraufhin in der 68. Minute in die Kabine und beriet sich mit seinen Assistenten. Die Mannschaften folgten ihm und kamen neun Minuten später wieder auf den Platz, das Spiel wurde unter Pfiffen der Zuschauer fortgesetzt. Schmidt verfolgte den Rest des Spiels in der Kabine.

"Ob der Schiedsrichter direkt mit dem Trainer spricht oder den Spielführer schickt, liegt allein in seinem Ermessen. Auf jeden Fall kann es nicht sein, dass der Trainer eine Entscheidung ignoriert und eine persönliche Erklärung des Unparteiischen durch sein Verhalten erzwingen will", sagte Fandel.

Zwayer: "Satzungsgemäß gehandelt"

Zwayer erklärte den Ablauf der Dinge in einem Interview: "Ich hatte entschieden, dass Trainer Roger Schmidt den Innenraum zu verlassen hat. Ich habe das persönlich über die Distanz ausgesprochen, dem hat er sich widersetzt. Ich habe dann satzungsgemäß gehandelt und dem Spieler Kießling gesagt, er solle die Anweisung dem Trainer überbringen."

Auch dieser Aufforderung kam Schmidt nicht nach: "Ich habe Herrn Kießling und Herrn Schmidt eine weitere Chance eingeräumt. Im Regelwerk steht klar, dass, wenn sich ein Spieler oder ein Trainer der Anweisung des Schiedsrichters widersetzt, nach einem Platzverweis oder einem Innenraumverweis den Platz zu verlassen, das Spiel zu unterbrechen oder sogar abzubrechen ist. Das war der Ablauf."

Völler außer sich

Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler war im Interview mit Sky außer sich: "Der Schiedsrichter meinte, es ein bisschen spannender machen zu müssen. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob unser Trainer auf die Tribüne muss oder nicht. Aber man kann es ihm auch einfach vernünftig erklären. So ein Spiel zu unterbrechen und dadurch so eine Hektik reinzubringen, das war völlig unnötig."

Auch einen nicht gepfiffenen Elfmeter für Leverkusen kommentierte Völler: "Er hat sich revanchiert. Deswegen hat er auch nicht den Elfmeter gepfiffen. Na, dann gleicht sich ja wieder alles aus." Zwayer: "Wenn wir die Szene so gesehen hätten, wie sie sich im Fernsehen darstellt, hätten wir auf Strafstoß entschieden. Die Wahrnehmung meines Assistenten war eine andere, er glaubte, der Ball sei mit der Brust gespielt worden."

Schmidt einsichtig

Schmidt zeigte sich nach dem Spiel indes einsichtig: "Das kann ich nicht jeden Samstag machen. Das darf ich nicht und das weiß ich auch. Ich habe da eine Vorbildfunktion und der bin ich heute auch nicht gerecht geworden. Es gibt aber auch Situationen in der Hektik des Spiels, wo man über das Ziel hinausschießt."

Prognosen über ein mögliches Strafmaß sind mangels Präzedenzfall spekulativ. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Deutsche Fußballbund nach Sichtung des Schiedsrichter-Sonderberichtes Ermittlungen einleiten und Schmidt um eine Stellungnahme bitten wird.

Erst danach wird über eine Anklage vor dem Sportgericht des Verbandes entschieden. Für Nichtbefolgung der Anordnungen des Schiedsrichters sieht die Rechts-und Verfahrensordnung zumindest bei Spielern Sperren von einer Woche bis zu drei Monaten vor. (sid, apa, 22.2.2016)