Australische Tektite: Durch die Wucht des Einschlages wurden die Glaskörper tausende Kilometer weit geschleudert.

Foto: Universität Heidelberg

Heidelberg – Vor rund 790.000 Jahren sind auf der Erde offenbar gleich mehrere Asteroiden oder Kometen eingeschlagen – mit globalen Folgen. Das berichten Geowissenschafter der Universität Heidelberg im Fachblatt "Geochimica et Cosmochimica Acta" nach Sedimentanalysen rund um den Globus. Durch die Einschläge wurden demnach Staub und Gase in hohe Atmosphäre-Schichten geschleudert, wodurch die globale Sonneneinstrahlung zurückging und sich die Erde abkühlte.

Den kosmischen Einschlägen auf die Spur kamen die Wissenschafter durch die Untersuchung sogenannter Tektite oder Gesteinsgläsern aus verschiedenen Erdteilen. Diese Gesteinsgläser entstanden bei Einschlägen, bei denen irdisches Material geschmolzen und teilweise tausende Kilometer weit fortgeschleudert wurde. Analysen zeigten, dass die Proben aus Asien, Australien, Kanada und Zentralamerika ein fast identisches Alter aufweisen, sich aber chemisch zum Teil deutlich unterscheiden. Dies deutet auf separate Einschläge hin, die aber etwa zur gleichen Zeit stattgefunden haben müssen.

Drastische Auswirkungen

Datierungen zufolge muss es also vor rund 790.000 Jahren mehrere kosmische Einschläge gegeben haben. Zusätzlich zu den Ereignissen im asiatisch-australischen und im zentralamerikanischen Raum entstand durch einen kleineren Einschlag etwa zeitgleich der Darwin-Krater in Tasmanien. "Die Verteilung der Tektite und die Größe des Streufeldes deuten darauf hin, dass der einschlagende Körper mindestens einen Kilometer groß war und bei seinem Einschlag innerhalb von Sekunden die ungeheure Energiemenge von etwa einer Million Megatonnen TNT freisetzte", sagt Winfried Schwarz, Erstautor der Studie.

Die Einschläge hatten den Forschern zufolge gravierende Auswirkungen: Lokal gab es demnach Feuer und Erdbeben im Umkreis hunderter Kilometer um die Einschlagsorte, bei einem Einschlag in den Ozean außerdem hunderte Meter hohe Tsunamis. Auf globaler Ebene wurden Staub und Gase in hohe Schichten der Atmosphäre ausgeworfen, was zu einer Beeinträchtigung der Sonneneinstrahlung und entsprechenden Abkühlungseffekten führte. Zudem wurde die Biomasseproduktion beeinträchtigt. Allerdings zogen die Einschläge kein Massenaussterben nach sich – im Gegensatz zu dem Asteroideneinschlag von rund 65 Millionen Jahren, der maßgeblich zum Aussterben der Dinosaurier beitrug. (red, 23.2.2016)