Die Eagles of Death Metal waren in Wien.

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Dave Catching reißt ein Riff aus seiner Axt. Hinter ihm predigt Jesse Hughes die Liebe.

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Wien – Von eigenen Sicherheitsleuten war die Rede, die im Sold der Band stünden. Wenn es sie tatsächlich gab, waren sie gut getarnt. Wahrscheinlich trugen sie Band-T-Shirts und Bierbecher, dazu einen Bart im Gesicht und hoben im Minutentakt den Arm, um der Animation seitens der Bühne Folge zu leisten. Wegen der Tarnung. Denn der Rest des Saales tat das auch.

Sicherheit war subkutan wohl bei den meisten Besuchern des Konzerts der Eagles of Death Metal im Wiener Gasometer ein Thema. Aber laut dem Veranstalter gab es am Montag keine höheren Sicherheitsvorkehrungen als sonst. Diese seien jedoch prinzipiell verstärkt worden. Schließlich ereilte die US-Band im Herbst das Schicksal.

Als sie am Abend des 13. November 2015 im Pariser Club Bataclan spielten, stürmten islamistische Terroristen den Saal und töteten willkürlich 90 Menschen. Darunter den T-Shirt-Verkäufer der Band, Nick Alexander, an den die Band bei ihrem Wien-Auftritt mit einem A-cappella-Gstanzl erinnerte. Das war der einzige Moment, in dem der Terror Thema war. Die Bandmitglieder selbst hatten den Abend unverletzt überstanden, mussten sich aber erst einmal fassen. Nach drei Monaten Pause setzten sie nun ihre Welttournee fort. Letzte Woche gastierte die Band in Paris, um das Konzert vom November fertigzuspielen, wie sie sagten.

Die Eagles of Death Metal sind seit dem Anschlag berühmt, die Säle nun größer. Dass das Schicksal nicht das hellste Licht auf der Torte getroffen hat, belegen Interviews, die der Bandleader Jesse Hughes im Vorfeld der jetzigen Tournee gab. Hughes fühle sich wie von Gott auserwählt, sagte er. Und: Solange nicht alle Menschen unbewaffnet seien, würde er auch nicht ohne Waffe herumlaufen. Zumindest nicht zu Hause, in Amerika.

Damit folgt er der weitgehend mit Kopfschütteln bedachten Logik von Waffennarren und der National Rifle Association, die am liebsten das ganze Land bewaffnet sähe. Dabei hat sich die Band eigentlich der Liebe verschrieben. Also dem Liebemachen.

Die Eagles of Death Metal spielen eindeutig zweideutige Rockmusik. Eher einfach gebaut, mit augenzwinkerndem Häuslschmäh. "Shit goddamn! I'm a man." So. Herrenwitze als Musik, wobei der Herr oft der Witz ist. In Bluejeans-Hosen, die Hosenträger vor der Gravitation schützen und die den Schritt sexy verengen, tänzelte Hughes zu Falcos Rock Me Amadeus auf die Bühne und umschmeichelte mit diesem Ausflug ins Lokalkolorit das Publikum. Da wurden Geschenke ausgetauscht und wurde viel von der Liebe gesprochen, was in eine programmatische Eröffnungsnummer mündete: I Only Want You.

Spontanheilung

Es folgten gesungene Kalauer wie I Got a Feelin (Just Nineteen) und Cherry Cola sowie eine von Hughes' Lendenpathos überhöhte Version des Duran-Duran-Songs Save a Prayer. Und immer wieder hofierte Hughes die Damen im Saal. Für sie hat er extra das deutsche Wort Muschikatze gelernt. Gejohle im Saal.

Fast zwei Stunden dauerte der Kirtag. Hughes gab den Marktschreier, er veranlasste mithilfe des Saals eine Spontanheilung seines bärtigen Gitarristen Dave Catching und spielte die Rolle seines Lebens. Den narrischen Gockel von nebenan. Zu sehr, scheint es, muss er sich dafür nicht verbiegen. (Karl Fluch, 23.2.2016)