Für die Griechen riecht das alles schon nach Kolonialdiplomatie des 19. Jahrhunderts: Als "einseitig" und "keineswegs freundlich gegenüber unserem Land" verurteilte das Außenministerium in Athen den Einfall der österreichischen Regierung, wegen der Flüchtlingskrise die Länder des Westbalkans am Mittwoch zu einer Konferenz nach Wien einzuladen, Griechenland aber außen vor zu lassen. Hier werde der Versuch unternommen, "unter der Abwesenheit von Griechenland Entscheidungen zu treffen, die unmittelbar Griechenland und die griechischen Grenzen betreffen", hieß es am Dienstag in einer Aussendung des Außenministeriums in Athen.

Der politische Direktor des Ministeriums hatte am Vortag Österreichs Botschafterin Andrea Ikić-Böhm zu sich gerufen und den Protest der griechischen Regierung über die geplante Flüchtlingskonferenz kommuniziert. Das soll mündlich geschehen sein, eine schriftliche Protestnote wurde nicht überreicht. In derselben Weise brachte auch der Geschäftsträger der griechischen Botschaft in Wien im Außenamt am Ballhausplatz seine Kritik zum Ausdruck.

Rücktransport von der Grenze

Nach der faktischen Schließung der Grenze von Mazedonien zu Griechenland und der Einführung einer täglichen Obergrenze zur Aufnahme von Asylsuchenden in Österreich muss Griechenland den Flüchtlingstrom nun allein schultern. Die griechische Polizei begann am Dienstag, einen Teil der rund 5000 wartenden Flüchtlinge vom Genzübergang Idomeni Richtung Athen zurückzubringen. Sie sollen dort in Sporthallen und Militäranlagen provisorisch untergebracht werden. Am Morgen kamen im Hafen von Piräeus 1200 Flüchtlinge mit einer Fähre von Inseln in der Ostägäis an. Am Nachmittag wurden mehrere hundert weitere Flüchtlinge erwartet. (Markus Bernath, 23.2.2016)