Blattgold an der Bar, tolle Tacos auf dem Teller, demnächst massiver Gastgarten vor der Tür: das neue Erich in der Neustiftgasse.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Tacos sind hier das Hauptthema, mit allerhand langsam geschmorten Fillings.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Als Gerald Bayer, der zuvor Bernd Schlachers Geschäftsführer der Halle im MQ war, mit dem Ulrich am Spittelberg vor zwei Jahren seine eigene Bude eröffnete, war eigentlich eh schon alles gut: Die Karte deckte vom Frühstück über international mehrheitsfähige Flammkuchen bis zu veganen Optionen so ziemlich alles ab, was der hinter den Ohren zartgrüne Bobo sich an unkompliziertem Designerfood erwarten darf, serviert von strahlenden Servicemitarbeitern in monochrom grauem Interieur.

Sehr nett, sehr fokussiert auf junge Mehrleister, die auch beim Essen alles richtig machen wollen, am Samstag aber dennoch mit einem Kater aufwachen, der nur mit Burger und Bacon, Banana-Cake und Peanut-Butter besänftigt werden kann.

Vor bald zehn Monaten kam Christian Mezera in die Küche, damit wurde die Karte richtig toll – der Koch mit dem feuerroten Rübezahl-Bart hatte zuvor schon das Joseph-Bistrot hochgekocht. Mezera ist auch der Mann, der für die Speisen im Erich verantwortlich zeichnet, einem kleinen Gewölbelokal an der Ecke zur Neustiftgasse mit gewaltigem Gastgarten samt Plätscherbrunnen.

Tacos im Schummerlicht

Dafür entkernte Bayer das ehemalige Nepomuk radikal, ließ den hinteren Raum und die Bar mit Blattgold auskleiden, organisierte sich Rainer-Stühle aus der Vintagerie und ziemlich schummrige Beleuchtung, die das Lokal abends in glühendes Gelb taucht.

Tacos sind hier das Hauptthema, mit allerhand langsam geschmorten Fillings, die auf Bestellung mit Rohkost, Rucola, kühler Bohnencreme, ein bissl frischem Chili und verschiedenen Salsas in die Maistortillas gepackt werden. Und das gelingt zum Teil richtig gut: Avocado mit Schafkäse, Bohnencreme, Lauch und Koriander-Limetten-Salsa zum Beispiel, eine Kombination, die gekonnt mit Konsistenzen spielt, richtig yummy.

Oder Chili-Beef, bis jenseits der Zerfallgrenze geschmortes Rind in fruchtig schillernder Sauce, mit Fisolen, Frühlingszwiebel, Koriander in den Taco gepackt – grandios. Hendl in wolkig rauchiger Salsa mit Paprika und scharfwürzigen Senfkohlgewächsen macht auch viel Freude, der Taco mit Calamari, Limetten-Chili-Mayo, knusprig geröstetem Quinoa und einem Haufen Rucola hingegen klang besser, als er sich bei Tisch präsentierte: zu lang gegrillte Tintenfische, zu wenig Schmelz in der Fülle, insgesamt nicht so klug ausbalanciert wie die anderen Optionen.

Bowling für Spießer

Aufwändig komponierte Salate ("Bowls") gibt es auch, jener mit würzig marinierten Adzukibohnen, gegrilltem Fenchel und Mais mit Romanasalat, Kirschtomaten, Avocado und Sesamdressing war fantastisch, wohl einer der besten Salate der Stadt. Wem vegan an und für sich verdächtig ist, der kann dazu kleine Spieße ordern: In Speck gebratenen Schafkäse zum Beispiel, mit Curry gewürztes Hendl oder fein geschnetzeltes Rind.

Käsetoasts gibt es auch, die Preise (ab 7,50 Euro) aber mögen im Gegensatz zu den zivil kalkulierten anderen Optionen prohibitiv wirken – freilich nur, bis man die fetten Plätschen knusprigen Joseph-Brots auf dem Teller hat: mit Gruyère vom Pöhl am Naschmarkt und knusprig gebratenem Speck sowie eingelegten Zwiebeln etwa, Spinat-Lauch-Salat wird in einem Extraschüsselchen serviert.

Oder Toast Hawaii in hausgemachtem Brioche, mit Beinschinken und Bergkäse sowie einem gemein guten Salat aus Rucola, rotem Zwiebel und – irgendwas muss den Namen rechtfertigen – Ananas. Dazu trinkt man tagsüber selbstgemachte Limos und Biosaft, abends darf es durchaus Gin Tonic sein – die kosten zwar 13 Euro, sind aber riesig und ausschließlich mit Premiumstoff wie Keckeis, Monkey 47 oder Wien Gin gemixt. (Severin Corti, RONDO, 26.2.2016)