Calais – Der südliche Teil des Flüchtlingslagers im nordfranzösischen Calais kann zunächst nicht geräumt werden. Das Verwaltungsgericht der Stadt Lille erklärte am Dienstag, erst in den kommenden Tagen über einen Eilantrag gegen die Räumung zu entscheiden. Damit wird ein von den Behörden gestelltes Ultimatum unwirksam: Die Präfektur hatte die Bewohner des südlichen Lagerabschnitts aufgefordert, den Bereich bis Dienstagabend zu räumen.

In dem als "Dschungel" bekannten Lager am Ärmelkanal lebende Flüchtlinge und Hilfsorganisationen hatten dagegen einen Eilantrag eingelegt: Sie wollten die Räumung per einstweiliger Verfügung stoppen. Dienstagfrüh besuchte eine Verwaltungsrichterin aus Lille das Lager, für den Nachmittag war eine Verhandlung angesetzt. Eine Entscheidung werde es aber am Dienstag nicht geben, teilte das Gericht mit. Sie wird nun für Mittwoch oder Donnerstag erwartet. Die Behörden müssen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts abwarten.

Hoffnung auf Weiterreise nach Großbritannien

In dem Lager im Osten der Hafenstadt harren tausende Flüchtlinge aus Krisenstaaten wie Syrien, Afghanistan, Eritrea und Sudan aus. Die meisten hoffen, nach Großbritannien zu gelangen. Das Lager steht wegen der dort herrschenden Zustände – die Flüchtlinge leben in Zelten oder selbsterrichteten Hütten, es fehlt an sanitären Anlagen – seit langem in der Kritik, außerdem gibt es Spannungen mit den Bewohnern von Calais.

Die Behörden wollen nun zunächst den südlichen Teil des Lagers räumen. Dort leben nach Angaben der Präfektur des Departements Pas-de-Calais bis zu tausend Flüchtlinge, Hilfsorganisationen sprechen dagegen von fast 3.500. Die Flüchtlinge sollen in einem angrenzenden Wohncontainer-Lager, in dem es nur noch 300 freie Plätze gibt, oder in Aufnahmezentren in anderen Landesteilen untergebracht werden. Viele wollen aber in Calais bleiben, um nach Großbritannien zu gelangen. (APA, 23.2.2016)