Seoul – Amnesty International hält ungeachtet von Polizeiwarnungen an einem für Mittwoch geplanten Protest in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul fest. Vorgesehen ist, auf einer riesigen Leinwand dreidimensionale Bilder, sogenannte Hologramme, von etwa 120 Menschen zu zeigen, die Parolen rufen und Banner tragen.

Die Menschenrechtsorganisation bekräftigte am Dienstag, dass sie mit ihrer "Geisteraktion" gegen die zunehmende Einschränkung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Südkorea protestieren wolle.

Der Seouler Polizeichef Lee Sang Won kündigte am Montag ein "hartes Vorgehen" zur Verhinderung solcher "illegalen Aktivitäten" an. Es handle sich nicht – wie von den Veranstaltern angekündigt – um ein Kulturereignis, sondern um einen "öffentlichen Protest", gegen den vorgegangen werden müsse.

Ahn Se Young, Kampagnenleiterin bei Amnesty Korea, bezeichnete die Reaktion der Polizei als "lächerlich". Polizisten könnten nicht einfach gegen virtuelle Bilder von Menschen vorgehen, "nur weil sie zusammen Parolen riefen und Meinungen äußerten". Das Ereignis werde wie vorgesehen stattfinden.

Kritiker werfen der konservativen Regierung der Präsidentin Park Geun Hye vor, zunehmend autoritär zu sein und Proteste gewaltsam niederzuschlagen. Park verteidigt die Politik ihres umstrittenen Vaters, des Militärherrschers Park Chung Hee, der das Land von 1961 bis zu seiner Ermordung 1979 mit eiserner Hand regierte. (APA, AFP, 23.2.2016)