Thomas Mahler

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"Ori and the Blind Forest"-Entwickler Thomas Mahler übt in einem Blogeintrag massive Kritik an Nintendos Umgang mit Drittherstellern in Bezug auf die kommende Spielkonsole NX. Demnach würde der japanische Konzern weder Entwicklergeräte zur Verfügung stellen noch mit externen Entwicklern kommunizieren.

Mahlers Aussagen werden von einer Stellungnahme des "Unravel"-Entwicklers Martin Sahlin gestützt, demzufolge Dritthersteller nach wie vor keinen Zugang zur Nintendo NX hätten. Dabei will Nintendo das neue System noch 2016 vorstellen. Eine Veröffentlichung wird bis spätestens Ende 2017 erwartet.

Indies ausgeschlossen?

Aus Kreisen der großen Publisher ist zwar zu vernehmen, dass bereits Spiele für die NX in Arbeit sind, doch Mahlers und Sahlins Kritik deutet darauf hin, dass Nintendo zumindest einige bekannte Indie-Entwickler vorerst nicht in seine Pläne einbezieht. Dabei zeigten sich gerade Spiele unabhängiger Herstellern wie "Ori" und "Unravel" als wichtige Stütze für die aktuelle Konsolengeneration rund um PlayStation 4 und Xbox One, um die Zeitfenster zwischen den großen Blockbuster-Veröffentlichungen zu füllen und eine größere Bandbreite an Spielgeschmäckern zu bedienen.

Gleichzeitig betont Mahler, dass dieses Problem der Abschottung generell nicht Nintendo alleine betreffe, aber gerade in der heutigen Zeit in diesem Ausmaß nicht mehr angebracht sei. "Das ist das mit Abstand nervigste Problem für jeden Entwickler da draußen. Wir haben mit Nintendo gesprochen und absolut nichts bekommen – das werde ich nie verstehen", so der für seine Direktheit bekannte Wiener Entwickler. "Es ist nicht einmal so, als wäre die Hardware noch nicht fertig, man könnte zumindest die verdammten Spezifikationen herausgeben, damit wir wissen, wofür wir entwickeln sollen."

Spieleknappheit

Dem Entwickler zufolge könnte diese Verschwiegenheit zumindest zum Start der NX zur Spieleknappheit führen. "Um Hardware zu verkaufen, braucht es verdammt gute Software. Wenn Nintendo zu diesem Zeitpunkt noch keine Dev-Kits herausgegeben hat und womöglich schon 2016 mit dem Verkauf beginnen will, kann ich garantieren, dass sie keinen Software-Support haben werden, da in weniger als einem Jahr niemand einfach Spiele basteln kann. Ich meine, ich kann es schon, aber dabei käme Müll heraus."

Das gleiche Problem treffe auf die Unterstützung von Entwicklungssoftware wie Unity oder Unreal Engine zu. Hardware-Hersteller müssten sich so rasch wie möglich mit den Anbietern zusammenschließen, um die Entwicklung von Spielen so einfach wie möglich zu gestalten. "Ich will Devkits und zumindest zwei Jahre vor dem Marktstart ordentliche Hardware-Spezifikationen", so Mahler. Anstelle dessen werde man sich selbst überlassen. "Das ist einfach hirngestört." (zw, 24.2.2016)