Foto: AFP / Leon Neal
Foto: AFP / Leon Neal

Pro
von Sebastian Fellner

Manche Menschen tun ihre Hingezogenheit auch dann wortreich und intensiv kund, wenn die Sympathie einseitig bleibt. Dabei kann der beiläufige Blick aufs Smartphone verheerend sein, nämlich dann, wenn das Gegenüber das Hintergrundbild erblickt und Gesprächsstoff wittert: "Pfauh, Urlaubsfoto, schön, Malediven?" – "Nein, Strandbad Ossiach", egal – schon ist man in elendigen Smalltalk verwickelt.

Gleiches gilt für Haustierfotos hinter dem App-Haufen. Dann müssen Fragen nach Züchtung, Futter und Spaziergang möglichst kühl beantwortet werden. Sich-Annähernden so Desinteresse zu bekunden ist aber langwierig, schmerzhaft und selbst dann oft nicht von Erfolg gekrönt.

Ein Bild des Lieblingsmenschen als Bildschirmhintergrund sendet hingegen ein deutliches Signal an aufdringliche Gesprächspartner: Ich will dich nicht. Es gibt nur einen Menschen, dem ich gerne ein Entsperrmuster in die Visage male. Flirtet man allerdings absichtlich und mit Freude, kann man das Handy ja stecken lassen – um dann zu Hause Schatzis Gesicht in persona zu bearbeiten.

Kontra
von Lisa Mayr

Früher, als alles besser war, schoben verliebte Männer und Frauen die auf Fotopapier geprägten Porträts ihrer Herzensmenschen mit vor Innigkeit zitternden Fingern in Edelholzrahmen voll Patina und postierten diese Bilder an Orten mit persönlicher Bedeutung. So und nicht anders war das – immer und überall.

Heute dagegen ist der Prozess des "Hintergrundbildanlegens" auf dem Smartphone ein völlig romantikfreies Unterfangen, mechanistisch und kalt. Der Weg zum Partner to go als Hintergrundbild führt über mehrere Bearbeitungsschritte, die keine noch so tiefe Liebe überstehen kann: Die von emotionslosen IT-Nerds in gebrauchsfertigem Globalenglisch abgefassten und später in freudloses Funktionsdeutsch übertragenen Fragen bewerfen jede Form menschlicher Zuneigung mit dem Dung des Digitalen.

Soll das Foto des Liebsten vor dem Speichern "skaliert" werden? Will man es auf dem "Sperr-Bildschirm" ablegen oder nur auf dem "Home-Bildschirm"? Wer sich das ernsthaft fragt, der hat nie wirklich geliebt. (RONDO, 26.2.2016)