Während alle in westlichen Märkten etablierten Hersteller bereits den Sonntag und Montag für die Präsentation ihrer Smartphones genutzt haben, hat sich der chinesische Hersteller Xiaomi etwas Zeit gelassen. Doch nun wurde auch hier der Schleier um das neue Flaggschiff gelüftet. Es ist, wie allgemein erwartet, das Mi 5. Es soll mit starker Hardware, seiner Kamera und nicht zuletzt einem kompetitiven Preis punkten.
Die Präsentation übernahm Hugo Barra, der bis Sommer 2013 noch bei Google die Android-Entwicklung geleitet hatte, ehe er nach China ging. Dass er auf einem "Hoverboard" zwischen den Sitzreihen auf die Bühne fuhr, könnte eine Premiere gewesen sein.
Xiaomi am Vormarsch
Laut Zahlen von IDC ist Xiaomi Spitzenreiter am eng gedrängten chinesischen Smartphonemarkt. Weltweit sieht man sich mit einem Marktanteil von knapp fünf Prozent mittlerweile auf Platz 5. 2015 konnte man über 70 Millionen Handys an die Kundschaft bringen.
Im Kern, so betonte Barra, sei man jedoch eine Forma für das mobile Internet. Dementsprechend zierten die Buchstaben "M" und "I" auch das Firmenlogo. Die eigene Android-Adaption MIUI, die eine Reihe von verschiedenen Services integriert, unterstütze mittlerweile rund 350 verschiedene Smartphone-Modelle von 96 Marken. Mit wöchentlichen Updates lege man eine hohe Geschwindigkeit vor.
Auch einen Ausflug in das restliche Ökosystem unternahm Barra einleitend. In einer Art Inkubatoren-System beteiligt sich Xiaomi mittlerweile an über 50 Firmen, die vernetzte Geräte herstellen. Die Palette reicht von Hoverboards – hier hat man in Ninebot investiert, die ihrerseits Segway übernommen haben – über Luftreiniger bis hin zu smarten Nachttischlampen und Waagen.
Snapdragon 820, UFS-Speicher, Dual-SIM
Der große Auftritt blieb freilich dem Xiaomi Mi 5 vorbehalten, das als erstes Smartphone des Unternehmens einen "globalen Launch" erfährt. Wie auch andere am MWC vorgestellte Flaggschiffe setzt es auf Qualcomms neuen Snapdragon 820, bringt vier GB RAM und bis zu 128 GB Onboardspeicher mit. Beim Allrodun-Benchmark Antutu (Version 6) soll das Mi 5 einen hohen Score von 142.000 Punkten erreichen.
Man nutzt allerdings keinen eMMC-Speicher, sondern den neueren und performanteren UFS-Speicher, was in etwa so sei wie einst der Sprung von parallellen auf serielle Schnittstellen, so Barra. Es war längst nicht die einzige Anmerkung dieser Art in einer ungewohnt mit vielen Technikdetails gespickten Präsentation. Doch auch Marketingslang kam nicht zu kurz – etwa beim Versprechen, dass das Handy "Grafik auf Konsolen-Niveau" liefern werde. Ähnliches war bereits von Samsung zum Galaxy S7 zu hören.
Schmale Ränder
Zu den weiteren Spezifikationen: Auf der Front des Mi 5 prangt ein 5,15-Zoll-Display (1.920 x 1.080 Pixel)., das mit 600 nits Helligkeit und pixelweise Kontrastanpassung auch unter Sonnenlicht gut ablesbar bleiben und hohe Farbtreue bieten soll. Dank schmaler Ränder soll das Smartphone mit Maßen von 69,2 x 144,55 x 7,25 Millimeter aber nur ungefähr so groß sein, wie das iPhone 6. Mit 129 Gramm ist es sogar eine Spur leichter.
Der Akku bringt 3.000 mAh mit und unterstützt Quickcharge 3.0. Erstmals in der Geschichte der Reihe gibt es einen Home-Button unter dem Bildschirm, der auch den Fingerabdruckscanner beinhaltet. Das Smartphone kann mit zwei nanoSIM-Karten arbeiten.
4-Achsen-OIS
Besonderes Augenmerk legte man auf die Kamera. Diese ragt nicht aus dem Gehäuse hervor und bringt einen 16-Megapixel-Sensor nebst Dual-LED-Blitz mit. Abgedeckt wird sie von Saphirglas. Videos können mit 4K-Auflösung geschossen werden, der Autofokus arbeitet mit Phasendetektion.
Herausstechen soll vor allem das System zur optischen Bildstabilisierung, das mit vier Achsen arbeitet. Es soll damit nicht nur horizontale und vertikale Bewegungen, sondern auch Neigungen korrigieren können. Insbesondere weiter entfernte Motive sollen damit ohne Verwackelung aufgenommen werden können. Die Frontkamera arbeitet mit vier Megapixel und soll dank besonders großer Pixel am Sensor auch bei schlechtem Licht gute Bilder liefern.
Komplettiert wird die Ausstattung von X12-LTE mit theoretisch bis zu 600 Mbit/s im Downstream, einem Infrarotsensor, einem NFC-Chip mit unterstützter Kartenvirtualisierung (das Mi 4 kam gänzlich ohne NFC) und einem USB-C-Anschluss. Vorinstalliert ist MIUI 7, das beim Mi 5 auf Android 6.0 basiert.
Spitzenmodell für rund 320 Euro
Das Handy erscheint in den Farben Schwarz, Weiß und Gold und je nach Version mit einer Glas- oder Keramikrückseite. Die "Pro"-Version mit 128 GB Speicher und vier GB RAM wird in China 2.699 Yuan kosten. Abzüglich der Steuern entspricht dies einem Gegenwert von 354 Dollar oder 321 Euro. Die Einsteigervariante mit drei GB RAM und 32 GB Speicher wird für 1.999 Yuan bzw. 262 Dollar oder 238 Euro angeboten. Die 64-GB-Ausgabe kommt für 2.299 Yuan ins Angebot.
Da das Smartphone bereits ab 1. März in China zu haben ist, ist es das erste kommerziell verfügbare Handy mit dem Snapdragon 820-Chip. Bald darauf sollen andere Märkte, unter anderem Indien, folgen. Genaueres will Xiaomi in den nächsten Wochen bekanntgeben. (Georg Pichler, 24.02.2016)