Kaum hatte Richard Lugner sein Begehr, Bundespräsident zu werden, offiziell kundgetan, hatten heimische Boulevardmedien schon eine bizarre Interpretation zur Hand: "Unser Mörtel ist der österreichische Donald Trump." Das ist, als würde man einen Parkschaden mit einem Frontalzusammenstoß gleichsetzen.

Wie kommt man auf so einen Unfug? Als wichtigste Paralleleigenschaft der beiden Präsidentenprätendenten gilt in diesem absurden Vergleich der ihnen angeblich gemeinsame Populismus. Das ist schon bei Lugner nur ein bedingt richtiger Befund. Vermeintlich populäre Ansichten oder Forderungen, für die Populisten gewählt werden, spielen beim von seinem Spatzi gesteuerten Baumeister keine Rolle. Wer ihn wählt, tut dies entweder aus Jux und Tollerei oder weil er die anderen Kandidaten dadurch demütigen will – so, als würde man den Bachmann-Preis an das amtliche Telefonbuch vergeben oder in einer Konzertkritik das Stimmen der Instrumente als musikalischen Höhepunkt des Abends bezeichnen.

Bei Donald Trump erscheint das Ablegen in der Schublade "Populist" noch fragwürdiger zu sein, vor allem angesichts der von ihm unlängst bei einer Wahlveranstaltung in Iowa getätigten Äußerung: "Ich könnte mitten auf der 5th Avenue stehen und jemanden erschießen und würde keinen Wähler verlieren." Daraus kann man zunächst einmal schließen, dass es sich bei dem Erschossenen um keinen potenziellen Trump-Wähler handeln darf. Weiters ist festzustellen, dass dieses Statement alles andere als populistisch ist. Im Gegenteil, Trump beschimpft seine Wähler aufs Übelste, indem er ihnen unterstellt, derartig abgestumpft, moralisch verkommen oder dumm zu sein, dass sie sogar mit einem Mord keine Probleme hätten.

Warum macht Trump das? Ich fürchte, seine Aussage dürfte nicht nur durch die psychopathischen Ansätze und massiven charakterlichen Defekte ihres Urhebers erklärbar sein. In ihr verbirgt sich vielmehr eine handfeste Botschaft, nämlich: "Hass ist okay, Gewalt ist kein Tabu, lass es raus!"

Das wird von einigen seiner Anhänger auch so verstanden. Bei einer Veranstaltung in Las Vegas verprügelten sie einen schwarzen Gegendemonstranten und riefen dabei: "Zündet ihn an!", "Sieg Heil!" und "Erschießt ihn!"

Mit "Es ist so schön, ein Schwein zu sein" beschrieb einst Georg Danzer die Freude am Ausleben der eigenen Miesheit. Nun ist das Bedienen dieses Gefühls im politischen Mainstream angekommen. Doch wer die Förderer dieses Trends als Populisten bezeichnet, begeht einen Fehler. Und zwar den der Verharmlosung. Es gibt einen Unterschied zwischen Populist und Hassprediger. Die stets mit Gewaltbereitschaft kokettierende Aufhetzungsstrategie der Trumps, Putins, Orbáns und Erdogans dieser Welt ist der Taktik fanatisch-radikaler Mullahs deutlich näher als klassischem Populismus à la "Finger weg von den Pensionen!", "Leistung muss sich wieder lohnen!" oder "Freibier für alle!".

Und für all jene, auch in Österreich vorkommenden Populisten, die sich angestrengt darum bemühen, ab und zu auch einmal ein bisschen Hassprediger zu spielen, böte sich die Einführung des Begriffs "Schweinepriester" an. (Florian Scheuba, 24.2.2016)