Der Pensionsgipfel ist auch eine Zahlenschlacht. Die SPÖ verbreitet eifrig, dass das Pensionsantrittsalter stark gestiegen sei – ein Beleg für Reformerfolge. Die Daten haben allerdings beschränkte Beweiskraft. Der Großteil des Erfolges erklärt sich aus einem rechnerischen Effekt: Jene Menschen, die statt einer befristeten Invaliditätspension nun Rehabilitationsgeld beziehen, fallen aus der Statistik heraus, verursachen dem Staat erst einmal aber die gleichen Kosten – nur halt unter einem anderen Titel.
Trotzdem ist es unfair, von einer reinen Verschleierungsaktion zu sprechen, denn hinter der Verschiebung steckt ja ein sinnvolles Ziel: Gesundheitlich angeschlagene Arbeitnehmer sollen mit entsprechender Hilfe rehabilitiert werden, damit sie wieder in den Beruf zurückfinden. Ehe Arbeitgebervertreter dieses Konzept, das sie selbst mitbeschlossen haben, als Trickserei brandmarken, sollten sie es einmal wirken lassen – angesichts erster, entmutigender Erfahrungen eben mit notwendigen Nachbesserungen.
So wie SPÖ und Arbeitnehmervertreter gerne den Beipacktext zum Pensionsantrittsalter unterschlagen, verbreiten überdies auch ÖVP und Wirtschaft mitunter nur die halbe Wahrheit: Dass etwa die explodierenden Ausgaben der Pensionsversicherung laut Prognosen zu einem Gutteil von Einsparungen bei den Beamtenpensionen kompensiert werden, lassen sie oft mutwillig unter den Tisch fallen. Der Schmäh mit der Statistik ist beiden Seiten nicht fremd. (Gerald John, 24.2.2016)