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Tiefer geht es kaum: Wie eine auf Gemeinwohl bedachte Bank mit dem Nullzinsumfeld umgeht.

Foto: APA/EPA/ORESTIS PANAGIOTOU

Wien – EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger hat einen Rat für Deutschlands Geldinstitute parat, den zu beherzigen auch für heimische Banken nicht verkehrt ist. Diese müssten sich nachhaltig gegen Niedrigzinsen wappnen und "nicht versuchen, einfach den Atem anzuhalten, bis sie wieder aus der Niedrigzinsphase auftauchen können. Dabei könnte ihnen die Luft ausgehen."

Helmut Lind überrascht das nicht. "Ich habe das kommen sehen", sagt der Chef der Sparda Bank München zum STANDARD bei einer Veranstaltung der Gemeinwohl-Ökonomie in Wien. Lind ist Vorstandsvorsitzender der ehemaligen Eisenbahnerbank, die heute auf 740 Mitarbeiter, 266.500 Mitglieder und eine Bilanzsumme von rund 6,2 Milliarden Euro gewachsen ist. "Was machen wir, wenn es keine Zinsen mehr gibt?" Diese Frage habe er 2011 seinen Vorstandskollegen gestellt. "Der Bund Future war bei 115, er wird auf 150 gehen, sagte ich damals. Jetzt ist er bei 164." Man sei zum Schluss gekommen: "Jetzt sichern wir uns ab und kaufen Papiere, die dafür sorgen, dass wir sogenannte Floors (Zinsuntergrenzen, Anm.) einziehen können, wenn die Zinsen noch weiter nach unten gehen." Auch dank dieser Voraussicht habe seine Bank seither gute Geschäftsergebnisse vorlegen können: "Es geht ihr heute besser denn je." Eine Lösung für immer sei das nicht.

Gemeinwohl auf Habenseite

Denn die Frage sei doch die: "Warum kommt der Kunde noch zu uns, wenn es nicht der Preis oder der Zins ist, womit ich punkten kann?" Lind hat die Frage für sich geklärt: "Es ist das Thema Sinn. Kunden wollen wissen, was mit ihrem Geld passiert, ob sie ein gutes Gewissen haben können."

Devisenspekulationen, Investitionen in Rüstung und Rohstoffe hat Lind unter dem Motto nachhaltiges Wirtschaften eingestellt. Seit 2008 wird neben der Finanzbilanz eine Gemeinwohlbilanz erstellt. Statt Kennzahlen wie Zinsertrag, Eigenkapitalrendite und Dividende steht auf der Habenseite, was die Bank für Mitarbeiter, Kunden und Gesellschaft leistet.

"Man hat mich damals in Branchenkreisen gekreuzigt. Eine interessante Erfahrung", sagt er heute. Von seinem Weg habe ihn das nicht abgebracht. "Andere werden folgen", ist Lind überzeugt, denn "man wird bei uns zwar keine Negativzinsen einführen, weil sie nicht sauber sind, aber sogenannte Gebühren für Einlagen nehmen." Die Frage der guten Argumente für seine Kunden hätte er dann schon einmal geklärt. (Regina Bruckner, 25.2.2016)