Was noch vor wenigen Monaten niemand für möglich gehalten hat, beginnt sich zu manifestieren: Donald Trump, Immobilientycoon, Scharfmacher und wandelnde Provokation, führt das Feld der republikanischen Präsidentschaftsbewerber mit deutlichem Vorsprung an – ebenso wie die meisten Umfragen für kommende Abstimmungen. Er punktet nicht nur bei den "weniger Gebildeten", denen Trump bei der Siegesrede in Nevada seine Liebe erklärte. Er konnte laut CNN bei nahezu allen Wählergruppen Stimmen holen – auch bei denen, gegen die er hetzt, etwa den Hispanics. So weit, so irritierend.

Warten wir den Super Tuesday ab, hieß es noch vor kurzem. Doch ein Blick auf die Umfragen für den 1. März nährt die Hoffnung der republikanischen Parteielite nicht, es könne noch zu einem Schwenk kommen. Trump führt in den meisten der zwölf Staaten, in denen dann abgestimmt wird. Nur in Texas, Ted Cruz' Heimatstaat, wird Trump sich voraussichtlich mit Platz zwei begnügen müssen.

Die Grand Old Party könnte also demnächst vor der Situation stehen, sich mit Trump als Kandidaten abfinden zu müssen. Einem, der seinen ganzen Erfolg aus der Wut der Bürger zieht. Doch Wut ist kein tragendes politisches Konzept für einen US-Präsidenten. Es sagt vor allem viel über den Zustand der Republikanischen Partei, ihr Driften nach rechts und ihr Unvermögen aus, in acht Jahren Obama-Präsidentschaft attraktive Gegenkonzepte zu entwickeln. (Manuela Honsig-Erlenburg, 24.2.2016)