London – Inmitten zunehmender Turbulenzen der Weltwirtschaft plant die europäische Bankenaufsicht EBA einen neuen Stresstest. In den nächsten Monaten müssen 51 Finanzhäuser eine Vielzahl von Parametern an ihre jeweiligen nationalen Aufseher sowie an die Behörde in London melden. Zwar seien die Banken auf dem Kontinent acht Jahre nach dem globalen Crash wieder weitgehend gut aufgestellt, hieß es am Mittwoch in London; man wolle aber mögliche Schwachstellen aufspüren.

Die EBA führt seit 2011 in Zusammenarbeit mit den nationalen Zentralbanken und Finanzbehörden kleinere und größere Stresstests durch, um die Anfälligkeit der Unternehmen für eine neuerliche Krise zu überprüfen. Dabei ist der Überwachungsdruck deutlich gesunken. Beim letzten ordentlichen Stresstest 2014 nahmen die Aufseher 123 Banken unter die Lupe, wobei jedes Unternehmen bis zu 12.000 Einzeldaten lieferte. Im Vorjahr durchliefen 105 Banken aus 21 EU-Mitgliedsländern sowie DNB ASA aus Norwegen einen "Transparenztest".

51 Banken auf Prüfstand

Diesmal werden 51 Unternehmen mit einem Einlagen-Minimum von 30 Milliarden Euro geprüft; sie sind in 15 europäischen Ländern beheimatet und repräsentieren 70 Prozent aller Kapitaleinlagen. Kleinere Häuser sollen auf nationaler Ebene getestet werden. Ausdrücklich soll diesmal keine der beteiligten Banken durchfallen können, weil die jeweiligen Kapitalanforderungen von Land zu Land unterschiedlich ausfallen.

Dem Stresstest zugrunde soll ein Szenario liegen, das angesichts jüngster Wirtschaftsdaten keineswegs unrealistisch wirkt. Dabei schmiert das Europa-weite Bruttoinlandsprodukt (BIP) ab und verringert sich bis 2018 um 7,1 Prozent, was einen massiven Einbruch der Immobilienmärkte zur Folge hätte. Gleichzeitig fällt das BIP in anderen großen Industrienationen wie USA und Japan um bis zu 4,6 Prozent, in Schwellenländern wie Russland, Türkei und Brasilien sogar um knapp zehn Prozent. Dies würde den Banken höhere Prämien für Risikoversicherungen aufzwingen, während ihre Ertragssituation gleichzeitig schlechter ausfiele. (Sebastian Borger aus London, 24.2.2016)