Abgelaufene Eier sind zu meiden. Doch vieles, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum naht oder überschritten wurde, ist durchaus noch verwertbar.

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Die verschrumpelte Paprika, die Konservendose aus dem vergangenen Jahr und das seit einem Tag abgelaufene Joghurt, sie ereilt in vielen Haushalten dasselbe Schicksal: Sie landen im Mistkübel, obwohl sie durchaus noch genießbar wären.

In Dänemark eröffnete diese Woche ein Supermarkt, der Lebensmittel mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum verkauft sowie Obst und Gemüse, das keinen Schönheitswettbewerb mehr gewinnen wird. Über Crowdfunding sammelten die Initiatoren von Wefood das nötige Geld, um mit ihrem Geschäft an den Start zu gehen. Anders als in den Sozialmärkten in Österreich ist der Wefood-Laden nicht nur für einkommensschwache Kopenhagener gedacht, sondern auch für jene, die sich gegen den Wegwerftrend der Supermärkte wehren und ihren Beitrag zur Verringerung der Lebensmittel-Mistberge leisten wollen. Etwaige Gewinne aus dem Geschäft sollen in die Entwicklungshilfe fließen.

Eine Million Tonnen auf dem Mist

In Österreich werden pro Jahr eine Million Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Mit einem Drittel sind die privaten Haushalte die größten Lebensmittelwegwerfer, gefolgt von der Gastronomie, dem Lebensmittelhandel und der Landwirtschaft beziehungsweise der Produktion. Rund 11.000 Tonnen der aussortieren Lebensmittel landen in Sozialmärkten und anderen Sozialeinrichtungen. Bleiben immer noch 989.000 Tonnen, die nicht verwertet werden.

Während man hierzulande auf Aufklärung setzt, gehen andere schon einen Schritt weiter. Damit der Handel weniger Lebensmittel auf den Mist wirft, hat Frankreich Anfang Februar endgültig ein neues Gesetz durchgewunken. Große Supermärkte werden damit verpflichtet, nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle zu spenden, zu verarbeiten, als Tierfutter zu verwenden oder zu kompostieren.

Eine ähnliche Idee hatte auch der Kärntner Gemeinderat Oliver Hönigsberger. Der Grüne startete im Vorjahr eine parlamentarische Initiative für ein Anti-Wegwerf-Gesetz, mehr als 8.000 Unterstützungserklärungen konnte er sammeln. Doch viel herausgekommen ist bisher nicht, erzählt Hönigsberger dem STANDARD. Das Thema wurde noch im Jänner im Umweltausschuss des Parlaments vertagt. Organische Abfälle werden in Österreich übrigens zumeist verbrannt, Deponien für Lebensmittel, wie es sie in anderen Ländern gibt, sind verboten.

Onlinegeschäft mit Abgelaufenem

Dass mit den für den Mist bestimmten Lebensmitteln durchaus Geld zu machen ist, beweist der Brite Dan Cluderay schon seit 2009. Mit seinem Online-Unternehmen Approved Food verkauft er Lebensmittel, deren Mindeshaltbarkeitsdatum bald erreicht wird oder schon überschritten ist. Kühl- und Tiefkühlprodukte werden nicht verkauft, wahrscheinlich weil hier sowohl die Lagerung als auch die Ablaufdatumfrage heikler sind.

Das Unternehmen setzt daher auf Konserven, Trockenlebensmittel und Getränke. Medienberichten zufolge erzielt Approved Food einen Umsatz von vier Millionen Pfund (fünf Millionen Euro). Cluderay versuchte seine Idee im Jahr 2014 sogar via TV an potenzielle Investoren zu verkaufen. In einer BBC-Sendung, die Start-ups und Geldgeber zusammenbringen soll, verhungerte Cluderay aber. Nun macht er mit seinem Onlineversand fette Geschäfte. (Daniela Rom, 25.2.2016)