Athen – Kein Ende des Flüchtlingszustroms in Griechenland: Nachdem Mazedonien nur wenige Hundert Menschen täglich auf ihrem Weg gen Norden einreisen lässt, herrscht Panik unter den Migranten in Griechenland. Hunderte von ihnen brachen aus Auffanglagern aus und machten sich am Donnerstag zu Fuß auf den Weg zur mazedonischen Grenze.

"Wir können die Menschen nicht gefangen nehmen", sagte der Bürgermeister von Thessaloniki, Giannis Boutaris.

Die mazedonischen Behörden lassen immer weniger Flüchtlinge durch. "Rund 230 (Personen) haben sie heute Vormittag durchgelassen. Jetzt ist die Grenze wieder zu", sagte ein Grenzpolizist der Deutschen Presse-Agentur am Grenzübergang bei Idomeni. Das Fernsehen zeigte Hunderte Menschen, Frauen mit Kinderwagen, ältere und auch behinderte Menschen, die entlang der Autobahnen und Fernstraßen nach Norden zogen. In einigen Fällen liefen sie sogar auf den Fahrbahnen und unterbrachen vorübergehend den Verkehr.

Hohe Kosten für Griechenland

Viele Afghanen, die von Mazedonien abgewiesen wurden, verbrachten die Nacht auf zwei Plätzen im Zentrum Athens. Dort werden Kontakte mit Schleppern geknüpft, die den verzweifelten Menschen neue Routen für die Reise nach Mitteleuropa versprächen, berichteten griechische Medien übereinstimmend. Die neuen "Tarife" für Alternativwege über Albanien oder sogar versteckt in Containern an Bord von Fähren nach Italien lägen zwischen 2.500 und 3.000 Euro pro Kopf, sagten Migranten Reportern vor Ort.

Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hatte am Mittwochabend gewarnt, Athen werde politische Beschlüsse der EU blockieren, bis die vereinbarte Verteilung von Flüchtlingen auf die Mitgliedstaaten umgesetzt werde. Tsipras nannte es zudem eine "Schande", dass Österreich und weitere Länder der Westbalkan-Konferenz am Mittwoch in Wien eine Konferenz zur Asylpolitik abgehalten haben – außerhalb des EU-Rahmens und ohne griechische Beteiligung.

Die Flüchtlingskrise bringt das wirtschaftlich angeschlagene Griechenland weiter in die Bredouille. Für Rettungsaktionen auf See, Infrastruktur und Rückführungen werde man heuer mindestens 600 Millionen Euro ausgeben, hieß es am Dienstag aus Kreisen der Athener Zentralbank. Komme es zu Grenzschließungen, rechne man mit einem weiteren Anstieg der Kosten. (APA, 25.2.2016)