Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) bei der Begutachtung des Strahlenwarnsystems.

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Wien – 30 Jahre Tschernobyl, fünf Jahre Fukushima: In diesem Jahr jähren sich zwei schwere Unfälle in Atomreaktoren. Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) lud vor diesem Hintergrund zu einem Pressegespräch in die Strahlenschutzzentrale in der Unteren Donaustraße in Wien. "Atomkraft ist eine Technologie aus dem vorigen Jahrhundert, die kein Zukunftspotenzial hat", betonte der Minister. Der beste Schutz der Bevölkerung sei daher der Umstieg auf erneuerbare Energien.

Daher wird er bei dem Umweltministerrat am 4. März ein "Energiewendeprotokoll zur Forcierung umweltfreundlicher Energien in der EU" einbringen. Damit will er ein Gegengewicht zur starken Sonderstellung setzen, die Atomenergie in Europa noch immer hat. "Die Förderung der Atomkraft erlebt ja gerade eine Art Renaissance in Europa", kritisierte Rupprechter.

In Österreich gibt es keine aktiven Atomkraftwerke. Aber in einem Abstand von 200 Kilometern zur Grenze produzieren rund 30 Reaktoren Atomstrom. "Man muss davon ausgehen, dass radioaktive Notfälle möglich sind", sagte Viktor Karg, Leiter der Abteilung für Strahlenschutz im Umweltministerium. Daher gibt es einen radiologischen Notfallplan. Als akute Maßnahme seien zum Beispiel Apotheken im ganzen Land mit Kaliumjodidtabletten ausgerüstet.

Panik vermeiden

Karg betonte jedoch, dass selbst bei einer grenznahen Katastrophe eine Strahlenkrankheit für Österreich auszuschließen sei. Daher existieren auch keine Pläne für kurzfristige Evakuierungen von betroffenen Gebieten. Sehr wohl könnten in diesem Fall aber Absiedelungen vorgenommen werden, um vor Langzeitschäden zu schützen. Grundlegend sei, Panik in der Bevölkerung zu vermeiden.

Um die Auswirkungen bei einem Reaktorunfall einschätzen zu können, ist eine enge Zusammenarbeit mit Meteorologen notwendig. Anhand von Wetterprognosen und Modellrechnungen könnten so die Regionen identifiziert werden, die besonders gefährdet wären.

Wichtig sei zudem, so Karg, eine rasche Informationskette. Die weltweite Vernetzung sei aufgrund der Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima inzwischen aber gut ausgebaut.

In Österreich gibt es im Rahmen des Strahlenfrühwarnsystems rund 300 Messstellen, die radioaktive Kontaminationen feststellen würden. Dazu kommen zehn Luftmonitorstationen an den Grenzen sowie eigene Messstellen bei grenznahen Kernkraftwerken. Ergänzend werden die Daten ausländischer Stationen online eingespielt. (july, 25.2.2016)