Sven Lorig: Lässig laufen. Warum Fitness keine Folter braucht.
10,30 Euro, 315 Seiten
Bastei Lübbe, Köln 2016

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Wer Bücher übers Laufen sucht, hat mittlerweile die Qual der Wahl.

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Wer auf der Suche nach Literatur zum Thema Laufen ist, der hat mittlerweile die Qual der Wahl: Barfußlaufen, Lauf-Diäten, Frauen-Laufen, Laufen im Alter oder gar spirituelles Laufen – es gibt scheinbar nichts, über das noch nicht geschrieben wurde.

"Lässig laufen. Warum Fitness keine Folter sein muss" von ARD-Moderator Sven Lorig sticht trotzdem aus der Masse hervor – zugegebenermaßen aber nicht aufgrund seines mäßig originellen Titels oder seines nicht viel innovativeren Titelbilds. Sondern aufgrund seiner entspannten Herangehensweise, die der stets gestressten Leistungsgesellschaft gut tut.

Aber von Anfang an: Lorig, heute 44 Jahre alt, brachte mit 30 Jahren 100 Kilo auf die Waage und war, wie er in der Einleitung zu seinem Buch verrät, sportlich schon längst im Ruhestand. Dann schenkte er seiner Freundin eine Pulsuhr mit Brustgurt – und probierte diese selbst bei einem kleinen Lauf gleich aus. Ein ernüchterndes Erlebnis, durch das er zum Laufen kam.

Sportliche Anekdoten

"Wenn ich das schaffe, dann kann es jeder schaffen" – so Lorigs Mantra heute. Er nimmt seine Leser mit – ins Laufgeschäft, wo er vor einem allzu ehrlichen Schuhverkäufer flüchtet – , zu seinem ersten Rennen ("schlimmer als Mathe-Abi") und schließlich seinem ersten Marathon. Dabei findet er die richtige Balance zwischen Tipps für Laufanfänger und –fortgeschrittene – etwa, wie man durch Steigerungsläufe schneller wird – und unterhaltsamen Anekdoten aus seinem familiären, beruflichen und sportlichen Alltag.

Was sein Buch dabei besonders von anderen "Laufbibeln" abhebt: Lorig ist erfrischend ehrlich und spricht über die Fehler, die er gemacht hat – auf dass sie anderen erspart bleiben. Früher lief er beim Start immer zu schnell los. Bei seinem ersten Marathon stahl er einer Frau wenige Kilometer vor dem Finish ein Bier und trank es, was er später bitter bereute. Auch Verletzungen, die wohl jeder Läufer kennt, widmet er ein Kapitel, Knochenhautentzündungen oder blauen Zehennägeln zum Beispiel.

Nicht mit der Brechstange

Und so begreift man irgendwann im Laufe der Lektüre doch noch den Titel des Buches: Lorig liefert ein Plädoyer für ein "lässiges", also lockeres, entspanntes Laufen. An manchen Tagen sind Schweinehund und Stress im Büro eben zu groß, ist das Wetter draußen zu kalt. Nicht mit der Brechstange erzwingen, sondern entspannt bleiben, so lautet Lorigs wohl wichtigster Tipp. Auf den Körper hören, statt blind dem Trainingsplan zu vertrauen. Das zu hören, tut gut.

Ganz so leicht macht er es sich natürlich selbst nicht. Er trainiert mittlerweile mit Trainer. Seine Bestzeit auf zehn Kilometer liegt bei 40:09 Minuten, den Marathon hat er schon mal in 3:13:05 Stunden gefinisht. Das sind beachtliche Zeiten für einen Hobbyläufer, die wohl für die meisten seiner Leser in unerreichbarer Ferne bleiben – auch, weil sie sich eine so professionelle Trainingsbetreuung gar nicht leisten könnten.

Lässig lesen

Echte Lauf-Experten werden bei Lorig unter Umständen nicht viel Neues finden. Die meisten Tipps hat man so schon mal wo gelesen. Zum entspannten Lesen – mit hochgelagerten Füßen nach einem langen Lauf vielleicht – ist das Buch aber sicher unterhaltsam. Lässiges Lesen für lässiges Laufen also. (Franziska Zoidl, 28.2.2016)