Ein provisorisches Zeltlager nahe der griechisch-mazedonischen Grenze.

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Athen/Wien – Nach der von Österreich initiierten Blockade der Flüchtlingsroute über den Balkan kommt es in Griechenland zu chaotischen Szenen. Mehr als 20.000 Menschen aus Syrien, dem Irak und anderen Flüchtlingsländern sitzen zwischen Athen und der griechisch-mazedonischen Grenze fest. Die Polizei stoppte bis zum Mittag rund 40 Autobusse auf der Fahrt in den Norden. Flüchtlinge versuchten den Weg zu Fuß auf der Autobahn fortzusetzen.

Im neuen Auffanglager in Diavata, einem Dorf im Westen Thessalonikis, wo an die 2.000 Menschen untergebracht waren, rissen die Insassen die Zäune nieder und flüchteten. "Die Lage ist völlig außer Kontrolle", sagte der Bürgermeister von Thessaloniki, Yiannis Boutaris, der Zeuge des Ausbruchs wurde.

Mazedonien gab am Donnerstag bekannt, nur noch 100 Flüchtlinge pro Tag einreisen zu lassen. Die mazedonischen Grenzschützer hatten zuletzt nur mehr syrische und irakische Staatsbürger durchgelassen. Angehörige anderer Nationen gelten nun pauschal als Wirtschaftsflüchtlinge. Knapp 3.000 Menschen harrten dort auf griechischer Seite aus. Im Hafen von Piräus trafen Donnerstagfrüh weitere 1.350 Flüchtlinge ein, denen die Überfahrt von der türkischen Küste auf eine der griechischen Inseln gelungen war.

Neuankömmlinge kampieren in Athener Innenstadt

Mit Ausnahme von Diavata sind sämtliche Auffanglager auf dem griechischen Festland, auch in der Hauptstadt Athen, überfüllt. Einige hundert Neuankömmlinge kampierten am Donnerstag auf dem Victoria-Platz in der Athener Innenstadt. Die Mehrzahl von ihnen waren Afghanen. Ein junger Marokkaner gab an, er wolle zu seinem Vater nach Italien. Dass die Grenze nach Mazedonien für ihn geschlossen ist, schreckt ihn nicht ab. Es gebe andere Möglichkeiten um die Grenzpolizei herum, sagte er. Schlepper würden 700 bis 800 Euro für den Weg nach Serbien verlangen. "Ich schaffe das", versicherte der junge Mann.

Ein griechischer Regierungssprecher bekräftigte die Blockadedrohung, die Premier Alexis Tsipras am Mittwochabend im Parlament Österreich und den anderen EU-Staaten gegenüber ausgesprochen hatte. Solange es keine Garantie gebe, dass das vereinbarte Programm zur Verteilung syrischer Flüchtlinge innerhalb der EU umgesetzt würde, werde Griechenland politischen Entscheidungen der Union nicht zustimmen, erklärte der Sprecher dem STANDARD. (Markus Bernath, 26.2.2016)