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Eine Luftaufnahme des Atomkraftwerks Takahama in der westlichen Provinz Fukui.

Foto: REUTERS/Kyodo

Tokio – Fünf Jahre nach der Atomkatastrophe in Fukushima hat Japan trotz aller Proteste in der Bevölkerung einen vierten Reaktor wieder angefahren. Der Betreiberkonzern Kansai Electric Power schaltete am Freitag den Reaktor Nummer 4 im Atomkraftwerk Takahama in der westlichen Provinz Fukui wieder ein.

Am 11. März 2011 war es in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zu Kernschmelzen im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi gekommen. Drei frühere Top-Manager des Betreiberkonzerns Tepco sollen nun Montag nächster Woche angeklagt werden, wie japanische Medien am Freitag berichteten. Ihnen wird vorgeworfen, es unterlassen zu haben, das Atomkraftwerk gegen eine Katastrophe durch Tsunamis zu schützen.

Kurzzeitig alle Reaktoren stillgelegt

Als Konsequenz aus der Katastrophe in Fukushima hatten zwischenzeitlich zwei Jahre lang alle 48 kommerziellen Reaktoren in Japan stillgestanden. Die Betreiberkonzerne decken den Strombedarf ersatzweise mit Wärmekraftwerken, wofür die rohstoffarme Inselnation teures Öl und Gas importieren muss. Laut Regierung sind die neuen Sicherheitsauflagen für den Betrieb von Atommeilern die "strengsten der Welt". Auf der Basis wurden vergangenes Jahr die ersten beiden Reaktoren im AKW Sendai in der südwestjapanischen Provinz Kagoshima wieder ans Netz genommen.

Kürzlich folgte der Reaktor 3 im AKW Takahama und am Freitag nun der dortige Reaktor 4. Nur wenige Tage zuvor waren aus einem angrenzenden Gebäude 34 Liter verstrahltes Kühlwasser ausgelaufen. Grund sei ein lockerer Bolzen gewesen, hieß es. Die Strahlendosis habe aber unter der Grenze gelegen, ab der die Behörden informiert werden müssen. Bei beiden Reaktoren in Takahama kommen Mischoxid-Brennelemente (MOX) aus Plutonium und Uran zum Einsatz.

Anteil auf 22 Prozent begrenzen

Die Regierung des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe rechtfertigt das Wiederanfahren von Reaktoren mit wirtschaftlichen Gründen. Sie will den Anteil der Atomenergie an der Stromversorgung bis zum Jahr 2030 auf 20 bis 22 Prozent begrenzen. Vor dem Fukushima-Gau lag er bei knapp 30 Prozent.

Der Betreiber des Unglücksmeilers in Fukushima hatte kürzlich eingestanden, damals zu spät über die Kernschmelze informiert zu haben. Basierend auf der Strahlung um die Reaktoren wusste Tepco von der Schwere der Schäden schon wenige Tage nach dem Unfall.

Doch Tepco verwendete den Begriff Kernschmelze erst ab Mitte Mai 2011. Wie es in den Reaktorkammern genau aussieht, weiß auch fünf Jahre danach noch niemand. Der vollständige Rückbau der Unglücksreaktoren wird voraussichtlich noch 30 bis 40 Jahre dauern. (APA/dpa, 26.2.2016)