Den Segen der Wettbewerbshüter vorausgesetzt, brauchen die neuen Casinos-Eigner nur mehr die notwendigen Lizenzen.

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Wien – Der erbitterte Streit um die Vorherrschaft im teilstaatlichen Glücksspielkonzern Casinos Austria AG (Casag) scheint beigelegt. Die Kontrahenten, der niederösterreichische Automatenhersteller Novomatic und der tschechische Herausforderer Sazka Group (KKCG, Emma Capital), beenden den Poker und machen gemeinsame Sache. "Wir sind seit vorgestern Freunde und Kooperationspartner", sagte Novomatic-Vorstandschef Harald Neumann am Freitag in einer Pressekonferenz. Man sei mit der Einigung dem Wunsch von Finanzminister Hans Jörg Schelling gefolgt.

Alle kartellrechtlichen Genehmigungen vorausgesetzt, soll das gemeinsame Vehikel 51 Prozent an der Casag halten. Dazu werden sämtliche Anteile, die Novomatic und das tschechische Konsortium an Casag und deren Ableger, den Österreichischen Lotterien, halten, in das Joint Venture eingebracht.

Gleichberechtigte Partner

Novomatic hält derzeit durchgerechnet rund 40 Prozent an der Casag, das tschechische Konsortium rund elf Prozent. Im Joint Venture, das im angestrebten Endausbau rund 51 Prozent an der Casag halten wird, sollen beide Partner gleichberechtigt sein, betonte Stepan Dlouhy für die Sazka Group – obwohl Novomatic auch noch 24 Prozent an der Lotto-Gesellschaft hält. "Sie sollen auch in den Topf", sagt Novomatic-Chef Neumann. Wie die Tschechen den höchst unterschiedlichen Wert der einzubringenden Assets ausgleichen, darüber schwiegen die Joint-Venture-Partner in der gemeinsamen Pressekonferenz. Gut möglich, dass die Staatsholding Öbib ihren Anteil reduziert. Einen Privatisierungsauftrag gibt es allerdings nicht. Einen solchen müsste die Bundesregierung erteilen, was unter SPÖ-Beteiligung schwer vorstellbar ist.

Sazka vertritt die Investmentgruppen KKCG und Emma Capital. Sie sind – über den Emma Delta Investment Fund – die größten Aktionäre beim Glücksspielriesen OPAP, der an der Athener Börse notiert ist und 2014 mehr als 4,2 Milliarden Euro Umsatz gemacht hat. Emma Capital wurde von ihrem tschechischen Mehrheitseigentümer Jiri Smejc gegründet.

"Wenn das durch ist, dann hat die Casag zwei Shareholder, die gemeinsam ungefähr neun Milliarden Euro Umsatz haben und ungefähr eine Milliarde Euro Ebitda", sagte Neumann.

Im Joint Venture soll jeder einbringen, was er am besten kann, sagt Sazka-Vorstand Pavel Horak: Novomatic werde Kasino-Geschäft und Online-Geschäft steuern, Sazka sei Spezialist für B2B, also Lotterien und Sportwetten.

Lizenzbehörden müssen zustimmen

Zunächst haben die Tschechen allerdings nichts zu melden bei der Casag, denn es fehlt die Zustimmung der internationalen Lizenzbehörden (in Kanada, Australien etc.). Außerdem führen Bundeswettbewerbsbehörde und Kartellgericht eine vertiefte Prüfung des Einstiegs durch, was im Juli abgeschlossen sein soll. Danach wird bei der BWB ein neues Verfahren beantragt, und zwar für den Zusammenschluss von Novomatic und Sazka. Man habe dieses zweistufige Verfahren gewählt, um bei der Casinos relativ rasch in das operative Geschäft eingreifen zu können, etwa bei Lizenzanträgen. Die Branche lauert, wie berichtet, auf die vom Verwaltungsgericht gestoppte Neuausschreibung der Kasino-Lizenzen durch das Finanzministerium.

Pläne für personelle Veränderungen an der Casinos-Spitze gebe es derzeit nicht, betonte Horak, das Management werde zumindest bis Ende 2017 bleiben.

Ruhend gestellt werden die Gerichtsverfahren zwischen Sazka Group und MTB Privatstiftung sowie Medial Beteiligungs GmbH wegen der von Sazka behaupteten Vorkaufsrechte, sagte Rechtsexperte Roul Hoffer. (ung, 26.2.2016)