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Der "Smart Walker" hilft beim Wenden und Bergauffahren.

Foto: Departement Informatik / ETH Zürich

Wenn das Gehen immer schwieriger und beschwerlicher wird, hilft ein Rollator. Vier Räder, ein Einkaufskörbchen und eine Feststellbremse – Rollatoren sind wenig entwickelte Geräte und für gebrechliche oder stark gehbehinderte Menschen nicht ideal.

Dieses Problem haben nun Informatiker und Robotiker der Technischen Universität Zürch erkannt und die Roboter-Gehhilfe "Smart Walker" entwickelt, die Senioren mobiler macht. "Die Idee kam mir, als meine Mutter eine solche Gehhilfe benutzen musste", sagt Bertrand Meyer, Professor für Software-Engineering der ETH Zürich.

Der "Smart Walker" sieht zwar nach wie vor aus wie ein Rollator, er ist jedoch vollgepackt mit Prozessoren und Sensoren, die dessen Verhalten steuern. So sitzt an der Unterseite der Lenkstange eine um 360 Grad schwenkbare 3D-Kamera, die einerseits die Umgebung mustert, andererseits die Distanz des Benutzers zum Walker misst. Dieser Sensor erkennt zudem Gesten. So kann man dem Smart Walker ein Handzeichen geben, worauf er, Einstiegsseite voran, zu seinem Besitzer rollt.

Gehhilfe erkennt Hindernisse

Sensoren sind auch an der Unterseite des Rahmens angebracht. Ein Laser-Sensor misst permanent den Abstand zu den Beinen und überwacht den Untergrund, um Hindernisse zu erkennen. Elektromotoren von Elektrofahrrädern, untergebracht in den Hinterrädern, sorgen für Antrieb, sodass Benutzer keine Kraft aufwenden müssen, um den "Smart Walker" vor sich herzuschieben. Die Geschwindigkeit passt sich automatisch an. Ein weiterer Sensor misst die Neigung der Gehhilfe, was beispielsweise in Steigungen dazu führt, dass die Elektromotoren mehr "Gas geben".

Gesteuert wird der Rollator über ein einfaches User-Interface: Ein Tablet auf der Lenkstange erlaubt es, zwischen zwei Modi zu wechseln. Im Assistenzmodus unterstützt der Walker den Benutzer beim Wenden und Bergauffahren, um den dafür nötigen Kraftaufwand zu minimieren. Im autonomen Modus agiert der "Smart Walker" wie ein autonomer Roboter: Er reagiert auf die Gesten des Benutzers und fährt ohne fremde Hilfe zu diesem hin.

All die Elektronik, die den "Smart Walker" so intelligent macht, braucht Platz: Wie andere Rollatoren besitzt auch er ein Körbchen. Dort sind allerdings Elektronik und Batterie untergebracht – für Einkäufe bleibt kaum Raum.

Testpersonen 90+

Die Forschergruppe hat ihren Roboter-Rollator in fünf Altersheimen der Stadt Zürich testen lassen. Ein Teil der 23 Probanden war nicht nur geh- sondern auch sehbehindert oder sogar blind. Mehrere Testpersonen waren 90 Jahre alt oder älter. Die Rückmeldung der freiwilligen Versuchsteilnehmer bestätigten die Forschenden in ihrem Vorhaben. "Die meisten Probanden waren von 'Smart Walker' begeistert", freut sich Meyer. Insbesondere fand die Mehrheit das Gehen mit zugeschaltetem Kontrollsystem als komfortabel. Insgesamt schnitt der "Smart Walker" im Vergleich mit einem normalen Rollator leicht besser ab.

Zu den wenigen Kritikpunkten zählten die Größe und das Gewicht des Geräts. Es ist ziemlich sperrig, und das Herumfahren in engen Gängen eines Altersheimes oder in einem öffentlichen Verkehrsmittel empfanden die Testpersonen als umständlich. Hier wollen die Forscher nun auch noch den Hebel ansetzen.

Derzeit sind sie auf der Suche nach einem Industriepartner, der den Prototypen weiterentwickeln und zur Marktreife führen will. Der Preis für ein solches Gerät dürfte etwa 3.000 Schweizer Franken (2.750 Euro) betragen. Als Anwender kommen nebst den Senioren noch eine weitere Zielgruppe in Frage: "Das Gerät ist auch optimal für den Einsatz auf dem Golfplatz geeignet", sagt Meyer. (red, 26.2.2016)