Soldeu/Wien – Wie bei den Herren geht auch bei den alpinen Ski-Damen der Weltcup-Zweikampf in die entscheidende Phase. Bei der Rückkehr nach Andorra, wo am Wochenende in Soldeu ein Super-G (Samstag) und eine Alpine Kombination (Sonntag) geplant sind, steht das Duell Lindsey Vonn gegen Lara Gut im Mittelpunkt. Vonn hat zehn Rennen vor Schluss nur 23 Punkte Vorsprung, spannender geht es kaum.

Diese 23 Punkte hat die 31-jährige US-Amerikanerin vom vergangenen Wochenende in La Thuile mitgenommen, denn beim jüngsten Parallel-Bewerb in Stockholm lieferten sich beide Rivalinnen ein totes Rennen. Vor allem Vonn ist mittlerweile gewarnt, ihr fünfter Weltcup-Gesamtsieg ist alles andere als bereits in trockenen Tüchern.

Denn sechs Rennen sind seit Vonns bereits drei Wochen zurück liegendem, letzten Sieg am 6. Februar in Garmisch-Partenkirchen (Abfahrt) über die Bühne gegangen. Die Amerikanerin hat an fünf teilgenommen, ihr damaliger Vorsprung von 127 Punkten ist drastisch geschmolzen. Als sie zuletzt in La Thuile ausschied und Gut gleichzeitig kurz sogar die Weltcup-Führung übernahm, drosch Vonn mit einem Hammer auf ihre Skibindung ein. Ein Kurzschlussakt, für den sie sich mehrmals entschuldigt hat.

"Wir haben alles diskutiert, jetzt schaue ich nur noch nach vorne", hakte Vonn das Thema in Andorra endgültig ab. "Jedes Rennen ist nun enorm wichtig und mein einziges Ziel ist, zu gewinnen. Ich bin fit und bereit", gab sich die 31-Jährige kämpferisch. Die Piste empfinde sie als nicht allzu schwer. "Aber sie gefällt mir."

Treffen mit Ingemar Stenmark

Schon in Stockholm hatte sich Vonn wieder locker gegeben, nachdem sie dort Ingemar Stenmark getroffen hatte. Nur noch zehn Siege fehlen der Gewinnerin von mittlerweile 76 Weltcup-Rennen auf den Allzeit-Rekord Stenmarks (86). An Kristallkugeln (20) hat sie den Schweden (19) zuletzt in Italien durch den vorzeitigen und bereits achten Gewinn des Abfahrts-Weltcups bereits übertroffen.

Zwei Saisonen hat Vonn noch Zeit, um weitere Rekorde aufzustellen. Aktuell ist der fünfte Gesamtsieg ihr ganz großes Ziel und da könnte ihr die sieben Jahre jüngere Gut einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Die Schweizerin hat im (sieglosen) Jänner zwar fast schon "traditionell" wieder etwas geschwächelt, zuletzt aber wieder starke Ergebnisse abgeliefert

Ob Vonn tatsächlich Nerven zeigt, ist nicht das Thema von Gut. "Das weiß ich nicht. Das einzige, das ich beeinflussen kann, ist Skifahren. Darauf konzentriere ich meine Energie", sagte sie in Andorra.

Dort ist vier Jahre nach der Premiere nun wieder der Damen-Weltcup zu Gast. Der Pyrenäen-Kleinstaat zwischen Frankreich und Spanien gilt als Steuer- und Einkaufs- aber auch Naturparadies, gefahren wird auf einer neuen und eher langen Piste (Aliga) mit Wellen und Sprüngen. Grandvalira gilt als das größte Skigebiet in Südeuropa, Soldeu wird im März 2019 auch das Weltcup-Finale austragen.

Neuschnee

Allerdings sind auch die Damenrennen des kommenden Wochenendes vom Wetter bedroht. Neuschnee soll die Veranstalter vor eine Kraftprobe stellen, lokale Hoteliers erwarten bis zu einem Meter frisches Weiß. Eine Verschiebung auf Montag wäre möglich, denn danach folgen in Jasna Technikrennen.

Vonn und Gut gehören in beiden Bewerben zu den Top-Favoritinnen. Im Super-G hat Vonn die ersten drei Rennen dieses Winters gewonnen, Gut zuletzt mit Sieg (Garmisch) und Platz zwei (La Thuile) nachgezogen. In der Kombination gewann Gut im Dezember in Val d'Isere die bisher einzige vor Vonn und der Österreicherin Michaela Kirchgasser, jene in Crans Montana wurde wetterbedingt ersatzlos gestrichen. Zwei von vier geplanten Bewerben stehen aber noch aus, in Andorra wird der Slalom mit einem Super-G kombiniert.

Österreichs heißeste Super-G-Aktie ist Cornelia Hütter, zuletzt in Italien hat es für die Steirerin aber nicht optimal gepasst. "Das muss ich ausblenden und an vorher anschließen. Ich will alle ein bissl ärgern", hat sich die 23-Jährige vorgenommen. Das Rennen werde sicher lässig, war Hütter nach der Hangbefahrung überzeugt. "Es schaut einfacher aus, als es ist. Es sind extrem viele Wellen und blinde Tore, das muss man sich gut einprägen."

Die lange verletzt gewesene Slalom-Weltmeistern Shiffrin tritt am Samstag zu ihrem zweiten Weltcup-Super-G an. "Ich habe keine hohen Erwartungen, im Slalom bin ich nervöser", sagte die 20-jährige US-Amerikanerin. Ihr Saisonziel lautet: "Mich im Slalom und Riesentorlauf wieder etablieren." (APA, 26.2.2016)