Bisher hat die Internationale Gemeinschaft im Kosovo darauf gesetzt, die Krise auszusitzen. Doch das geht nicht mehr lange so. Denn die Opposition boykottiert die Parlamentsarbeit bereits seit einem halben Jahr mit dem Versprühen von Tränengas. Das Land steht politisch still. Die EU und die USA stehen nun vor einer schwierigen Entscheidung: Geht man auf den Wunsch der Opposition ein, Neuwahlen abzuhalten, hat man sich erpressen lassen. Noch dazu mit Gewalt, die die Opposition anwendet.

Wenn man die Situation aber weiter so laufen lässt, versinkt der junge Staat – der ein außenpolitisches Projekt der EU ist – im Chaos. Die Opposition wird nämlich nicht einlenken. Es gehört zur politischen "Kultur" in den Balkanstaaten, keine Kompromissbereitschaft zu zeigen.

Inhaltlich geht es bei dem Streit um das Abkommen mit Serbien, das der serbischen Minderheit im Kosovo einen Gemeindeverband garantieren soll. Doch das ist nur einem Teil der Opposition – den Ideologen – wirklich wichtig. Die Mehrheit will einfach an die Macht.

Die Politiker, die gewohnt waren, im internationalen Rampenlicht zu stehen, übersehen, dass der Kosovo nur ein kleiner Staat auf dem Balkan ist und sicher nicht der Nabel der Welt, um den sich die Spitzen der EU und der USA prioritär zu kümmern haben. Schuld an dieser Selbstüberschätzung ist aber auch, dass diese Leute tatsächlich viel zu lange von den "Internationals" hofiert wurden. (Adelheid Wölfl, 26.2.2016)