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Patrick Vollraths Film ist für einen Kurzfilm-Oscar nominiert.

Foto: REUTERS/Danny Moloshok

Idyllen sind dazu da, dass sie auseinandergenommen werden. Das trifft auch auf den halbstündigen Film Alles wird gut von Patrick Vollrath zu. Ein Mann in einer sonnigen Eigenheimsiedlung begehrt Einlass, doch niemand öffnet anfangs. So entspinnt sich ein Familiendrama, in dem eine zehnjährige Tochter (sehr gut: Julia Pointner) die zentrale Figur ist.

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Vor einem guten Jahr hatte Alles wird gut beim Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken Premiere, und damit begann eine beeindruckende Karriere, die Patrick Vollrath auch nach Cannes brachte. Dieses Wochenende muss er nach Los Angeles. Everything Will Be Okay ist für einen Oscar in der Kategorie Bester Kurzfilm nominiert.

Schon das ist ein riesiger Erfolg, den sich zwei Länder auf ihre Fahnen schreiben können: Deutschland, wo Patrick Vollrath 1985 in Eisdorf im Harz geboren wurde, wo er zur Schule ging und über das Schultheater seine Liebe zum Film entdeckte. Und Österreich, wo er 2008 nach vergeblichen Versuchen in München und Ludwigsburg an der Filmakademie zu studieren begann, in der Regieklasse bei Michael Haneke.

Das passt zwar auf den ersten Blick gar nicht zu dem filmischen Erweckungserlebnis, von dem Vollrath gern erzählt: Ausgerechnet der auf maximale Wirkung hin inszenierte Film Titanic hat in ihm den Wunsch reifen lassen, auf diese Weise Geschichten zu erzählen.

Da es in Mitteleuropa selten Produktionen in diesem Format gibt, und Alles wird gut ein Diplomfilm ist, hat Vollrath sehr gescheit eine Mitte zwischen den abstrakten Thrillerstrategien eines Michael Haneke und dem Schneuztuchkino eines James Cameron gesucht – und gefunden.

Die in einem Jahr angesammelte Popularität, die sich auch in einem "First Steps Award" in Deutschland, einem Österreichischen Filmpreis und einem "Studentenoscar" niederschlug, lenkt das Interesse nun auf Vollraths "Frühwerk". Eine Heavy-Metal-Version des Erlkönig gilt als sein erster Film, an der Filmakademie hat er gelegentlich ein wenig Schmäh geführt (C’est la Wien, Ketchup Kid). Bei Alles wird gut hat sich Patrick Vollrath als sein eigener Produzent gleich mehrere Türen geöffnet.

Ein amerikanisches Remake, auch in abendfüllender Länge, ist vorstellbar. Vorläufig fühlt er sich, als hätte er "bei einem Halbfinale einer Weltmeisterschaft ein Tor geschossen". Inzwischen ist er schon im Finale. Jetzt muss er nur noch gewinnen – und die "Klamottenfrage" klären. (Bert Rebhandl, 26.2.2016)