Washington – Donald Trump erhält Unterstützung von unerwarteter Seite: Der moderate republikanische Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, hat sich am Freitag hinter den Präsidentschaftskandidaten gestellt. "Keiner ist besser geeignet dafür, Amerika anzuführen", sagte Christie bei einem gemeinsamen Presseauftritt mit dem umstrittenen "Enfant Terrible" der US-Politik in Fort Worth in Texas.
Der Gouverneur hatte am 10. Februar nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei den ersten beiden Vorwahlen in Iowa und in New Hampshire seine Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner zurückgezogen. Bei einem Auftritt mit Trump in Texas sagte er nun, der Milliardär sei die "beste Person", um im November gegen die mögliche demokratische Kandidatin Hillary Clinton zu gewinnen. Trump sei auch erfahrener als die beiden Senatoren Ted Cruz und Marco Rubio, die dem Milliardär die Präsidentschaftskandidatur streitig machen wollen.
Gemäßigter Konservativer
Christie amtiert seit Jänner 2010 als Gouverneur von New Jersey und gilt als gemäßigter Konservativer. Mit seinem zupackenden Auftreten hatte der frühere Bundesstaatsanwalt vor allem unter Wählern der Mitte viele Anhänger gewonnen. Bei seiner gescheiterten Präsidentschaftsbewerbung gelang es ihm aber nicht, diese Wählergruppen für sich zu begeistern.
Nun unterstützt er ausgerechnet Trump, der gegen die politischen Eliten wütet und mit abwertenden Äußerungen über illegale Einwanderer und Muslime für Empörung sorgte. Der populistische Immobilientycoon konnte drei der ersten vier Vorwahlen gewinnen und könnte seinen Vorsprung bei den Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Sommer Umfragen zufolge am Dienstag deutlich ausbauen. Dann stimmt die republikanische Basis beim "Super Tuesday" in elf Bundesstaaten ab.
Attacke
Am Donnerstagabend hatten Trumps Rivalen Marco Rubio und Ted Cruz in einer Fernsehdebatte versucht, den Durchmarsch des Milliardärs zu stoppen. Rubio attackierte den Spitzenreiter scharf und warf ihm unter anderem vor, auf seinen Baustellen in den 1980er Jahren illegale Einwanderer beschäftigt zu haben. Cruz legte derweil nahe, dass Trump finanzielle Unregelmäßigkeiten verbergen könnte, weil er bisher keine Steuererklärung veröffentlicht habe.
Rubio gilt als die letzte Hoffnung des republikanischen Establishments, das befürchtet, dass der populistische Trump oder der erzkonservative Cruz der Partei im November eine verheerende Niederlage bescheren könnten. Allerdings wartet der 44-jährige Senator noch immer auf seinen ersten Vorwahlsieg. Im republikanischen Nominierungsrennen sind außerdem noch Ohios Gouverneur John Kasich und der frühere Neurochirurg Ben Carson, denen aber keine Chancen eingeräumt werden.
"Nervenbündel"
Trump nutzte den Auftritt mit Christie am Freitag für eine Breitseite gegen Rubio. Der Senator sei ein "Nervenbündel" und habe nicht das Zeug zum Präsidenten. "Er ist ein verzweifelter Typ", sagte der Milliardär.
Bei den Demokraten findet am Samstag die nächste Vorwahl im Bundesstaat South Carolina statt. In Umfragen lag Clinton laut der Website realclearpolitics.com im Schnitt gut 26 Prozent vor ihrem Rivalen Bernie Sanders. Die Unterstützung für die frühere Außenministerin ist besonders groß bei Afroamerikanern, die in dem Südstaat eine wichtige Wählergruppe sind.
Die Favoritin für die Kandidatur bei den Demokraten ist nach ihrem Sieg in Nevada am vergangenen Wochenende wieder auf Nominierungskurs, nachdem sie zuvor von Sanders in New Hampshire deklassiert worden war. Auch in den meisten der Bundesstaaten, in denen die Demokraten am "Super Tuesday" abstimmen, sehen Meinungsforscher Clinton im Vorteil.
Die Vorwahlen beider Parteien in den 50 US-Staaten ziehen sich bis in den Frühsommer hin, ihre Kandidaten küren die Delegierten von Republikanern und Demokraten offiziell bei den Nominierungsparteitagen im Juli. Die USA wählen dann am 8. November ein neues Staatsoberhaupt. Der Demokrat Barack Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten. (APA/Reuters, 26.2.2016)