"Hundertmal Frühling": Erni Mangold und Simone Thomalla.

Foto: ZDF

Wer nicht bloß betagt, sondern wirklich steinalt werden möchte, der zieht am besten nach Tegernsee. Dort, inmitten der herrlich spinatgrünen Landschaft, spielt auch "Hundertmal Frühling", der sonntägige Schicksalsfilm des ZDF.

Längst weiß man das Qualitätsfernsehen mit der Taschentuchindustrie im Bunde. Wer Erni Mangold auf ihrem Weg zurück in die Vergangenheit stolpern sah, eckig und widerspenstig, wie das nur diese bezaubernde Schauspielerin vermag, der hat mindestens eine Maß Tränen vergossen. Und hat vermutlich auch noch die eine oder andere Zähre zerquetscht, als er Simone Thomallas ansichtig wurde.

Frau Thomalla spielte eine Gemeindehelferin in Miesbach. Hinter ihren großen Würfelhemden verbarg sie ein zartes, mitfühlendes Herz. Der Ex fuhr zu Anfang des sentimentalen Stückes nach "Malle", um dort Sonne zu tanken. Ihr aktueller Kerl, ein unbedingt sensibler Zahnarzt aus Charlottenburg, hatte es irgendwann satt, mit seinem Gemüseauflauf auf Thomallas spätabendliches Erscheinen zu warten. Kurz und gut: Die glutäugige Schöne half einer 99-Jährigen dabei, sich an einen französischen Zwangsarbeiter zu erinnern. Von dem hatte Erna (Mangold) einst ein Kindlein empfangen.

Weil die Zeiten jedoch heillos waren, musste Erna das Neugeborene auch noch auf die Kirchentreppe legen. Man war Natalie Scharf (Buch) und Lutz Konermann (Regie) irgendwie dankbar dafür, dass nicht auch noch Papst Benedikt persönlich erschien und Erna die Absolution erteilte.

Oberbayern lag wie ein Schmalzkrapfen unter der Sonne. Wer schreibt für die anbetungswürdige Mangold endlich ein fettarmes Drehbuch? (Ronald Pohl, 29.2.2016)