Wien – Es war lange überfällig, den Niedergang des Wiener Fleischhauergewerbes auf die Bühne zu bringen. 1300 Betriebe zählte die Innung der Wurstmacher 1971, heute sind es gerade einmal 136. Die Grazer Autorin Pia Hierzegger hat allerlei Wissenswertes über die Krise des Berufsstandes zusammengetragen. Ihr Fazit hat sie kleingehackt und zu einem Volksstück fein verarbeitet. Die Fleischhauer von Wien feierte im Volx/Margareten Premiere. Immerhin gilt es, die Berufsehre der Selcher zu retten, die in Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald so lange nachwirkenden Schaden genommen hat.

In der Kürze liegt die Würze auch dieses urigen Schwanks. Die resolute Ladnerin Erni (Doris Weiner) ist verwitwet. Um ihr gekacheltes Gassengeschäft nicht zusperren zu müssen (Bühne: Christina Helena Romirer), hat sie Verwandte aus Graz heraufgeholt. Der gelernte Jurist Burkhard (Rupert Lehofer) und seine blonde Daniela (Martina Zinner) bringen viel Reformwillen mit an die Budl. Leider Gottes ist der eigene Sohn (Dominik Warta) veganer Aussteiger. Zudem verpufft der Elan der Neuankömmlinge rasch, sodass dem Gewerbe mit saftigem Herz-Beef-tartare auch nicht mehr aufzuhelfen ist. Aus dieser schmackhaften Konstellation ergeben sich erstaunliche Längen (Regie: Lorenz Kabas ). Die Kollegen vom koproduzierenden Theater im Bahnhof kultivieren ihr kühles Pathos der Leistungsverweigerung. Sätze werden beim Deklamieren angestochen, bis aller Geschmack aus ihnen entwichen ist.

Mehr Fettanteile hätte der Außenbezirke-Abend vertragen. (Ronald Pohl, 28.2.2016)